Be­schluss vom 03.07.2023 -
BVer­wG 1 WB 49.22ECLI:DE:BVer­wG:2023:030723B1W­B49.22.0

  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 1 WB 49.22

In dem Wehr­be­schwer­de­ver­fah­ren hat der 1. Wehr­dienst­se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts durch
den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Häu­ß­ler,
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Ep­pelt und
den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Koch
am 3. Ju­li 2023 be­schlos­sen:

  1. Die An­hö­rungs­rü­gen wer­den zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Der An­trag­stel­ler trägt die Kos­ten des Rü­ge­ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Der An­trag­stel­ler wen­det sich mit sei­nen An­hö­rungs­rü­gen ge­gen den Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - BVer­wG 1 WB 5.22 -, mit dem der Se­nat sei­nen An­trag zu­rück­ge­wie­sen hat, die An­wei­sung der Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin vom 24. No­vem­ber 2021 zur Auf­nah­me der Co­vid-19-Imp­fung in das Ba­si­s­impf­sche­ma der Bun­des­wehr "All­ge­mei­ne Re­ge­lung Impf- und aus­ge­wähl­te Pro­phy­la­x­e­maß­nah­men - Fach­li­cher Teil - A 1-840/8-4000" auf­zu­he­ben. Er macht in ei­ner Viel­zahl von Punk­ten ei­ne Ver­let­zung sei­nes An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör gel­tend.

2 We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach­ver­halts wird auf den In­halt der Ak­ten Be­zug ge­nom­men.

II

3 Die An­hö­rungs­rü­gen, über die der Se­nat in der Be­set­zung mit drei Be­rufs­rich­tern oh­ne eh­ren­amt­li­che Rich­ter ent­schei­det (BVer­wG, Be­schluss vom 18. Mai 2022 - 1 WB 27.22 - NVwZ 2022, 1139 Rn. 4 m. w. N.), blei­ben er­folg­los.

4 1. Die für den An­trag­stel­ler von sei­nen Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. und 2. er­ho­be­nen An­hö­rungs­rü­gen vom 18. und 20. Ju­li 2022 ge­gen den Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 sind un­zu­läs­sig, weil sie nicht in der ge­setz­li­chen Form er­ho­ben sind (§ 23a Abs. 3 WBO i. V. m. § 152a Abs. 4 Vw­GO).

5 Ei­ne An­hö­rungs­rü­ge ei­nes durch die Ent­schei­dung be­schwer­ten An­trag­stel­lers ist nur dann in der ge­setz­li­chen Form er­ho­ben, wenn der An­trag­stel­ler dar­legt, in­wie­fern das Ge­richt sei­nen An­spruch auf recht­li­ches Ge­hör in ent­schei­dungs­er­heb­li­cher Wei­se ver­letzt hat. Der An­trag­stel­ler kann dies nur dar­le­gen, wenn er die Grün­de der be­an­stan­de­ten Ent­schei­dung kennt. Ei­ner An­hö­rungs­rü­ge, die vor Be­kannt­ga­be der mit Grün­den ver­se­he­nen Ent­schei­dung er­ho­ben ist, fehlt zwangs­läu­fig der ord­nungs­ge­mä­ße Vor­trag ei­ner Ge­hörs­ver­let­zung und de­ren Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit (vgl. BGH, Be­schluss vom 15. Ju­li 2010 - I ZR 160/07 - ju­ris Rn. 2; zur ver­fas­sungs­recht­li­chen Un­be­denk­lich­keit die­ses Maß­sta­bes vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 22. Ju­ni 2011 - 1 BvR 2553/10 - NJW-RR 2011, 1608 Rn. 39).

6 Aus­ge­hend da­von er­wei­sen sich die An­hö­rungs­rü­gen als un­zu­läs­sig. Der An­trag­stel­ler hat sie durch sei­ne Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. und 2. am 18. bzw. am 20. Ju­li 2022 er­he­ben las­sen. Zu die­sen Zeit­punk­ten wa­ren ihm und sei­nen Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. und 2. le­dig­lich der Te­nor des Be­schlus­ses vom 7. Ju­li 2022, die von dem Vor­sit­zen­den des Se­nats nach Ver­le­sen der Ur­teils­for­mel in An­we­sen­heit des An­trag­stel­lers und sei­ner Be­voll­mäch­tig­ten münd­lich mit­ge­teil­ten Grün­de so­wie die Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts Nr. 44/2022 vom 7. Ju­li 2022 be­kannt. Der in voll­stän­di­ger Form ab­ge­fass­te Be­schluss ist sei­nem Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. erst am 1. De­zem­ber 2022 und sei­nem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. erst am 3. De­zem­ber 2022 zu­ge­stellt wor­den. Da die Grün­de des Be­schlus­ses zu den Zeit­punk­ten der je­wei­li­gen An­hö­rungs­rü­ge für den An­trag­stel­ler noch un­be­kannt wa­ren, konn­te er in sei­nen An­hö­rungs­rü­gen auch nur Mut­ma­ßun­gen über ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ver­let­zung sei­nes recht­li­chen Ge­hörs an­stel­len. Das gilt auch mit Blick auf die münd­lich mit­ge­teil­ten Grün­de und die Pres­se­mit­tei­lung. Die­se Mit­tei­lun­gen ha­ben nur die Be­deu­tung ei­ner vor­läu­fi­gen In­for­ma­ti­on, de­nen sich nicht ver­bind­lich ent­neh­men lässt, wel­che Er­wä­gun­gen für den Be­schluss tat­säch­lich tra­gend sind. Al­lein die schrift­li­che Be­schluss­fas­sung ist ma­ß­ge­bend (vgl. BSG, Be­schluss vom 29. Ok­to­ber 2015 - B 12 KR 11/15 C - ju­ris Rn. 4 m. w. N.; s. a. BVer­wG, Be­schluss vom 24. März 2014 - 1 WRB 1.14 , 1 WRB 2.14 - Buch­holz 450.1 § 18 WBO Nr. 6 Rn. 14). Da­mit fehl­te es im je­wei­li­gen Zeit­punkt der Er­he­bung der An­hö­rungs­rü­ge an ei­nem rü­ge­fä­hi­gen Ge­gen­stand so­wie an den nach § 23a Abs. 3 WBO i. V. m. § 152a Abs. 2 Satz 6 Vw­GO er­for­der­li­chen Dar­le­gun­gen zum Vor­lie­gen ei­ner ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ver­let­zung des An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör durch die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung.

7 2. Die wei­te­ren An­hö­rungs­rü­gen des An­trag­stel­lers, die der Se­nat bei sach­ge­rech­ter und rechts­schutz­freund­li­cher Aus­le­gung sei­nes An­lie­gens in den Schrei­ben sei­nes Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. vom 5. De­zem­ber 2022, sei­nes Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 12. De­zem­ber 2022 und sei­nes frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten zu 3. vom 12. De­zem­ber 2022 er­blickt, sind zwar zu­läs­sig, aber nicht be­grün­det.

8 a) Dass der Se­nat den Be­schluss in voll­stän­di­ger Form ab­ge­fasst und zu­ge­stellt hat, oh­ne zu­vor über die von den Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. und 2. er­ho­be­nen ers­ten An­hö­rungs­rü­gen des An­trag­stel­lers ent­schie­den zu ha­ben, ver­letzt das recht­li­che Ge­hör des An­trag­stel­lers schon des­halb nicht in ent­schei­dungs­er­heb­li­cher Wei­se, weil die­se An­hö­rungs­rü­gen als un­zu­läs­sig zu­rück­zu­wei­sen wa­ren (vgl. un­ter 1.).

9 b) Der An­spruch auf recht­li­ches Ge­hör (Art. 103 Abs. 1 GG, § 108 Abs. 2 Vw­GO) ver­pflich­tet das zur Ent­schei­dung be­ru­fe­ne Ge­richt, die Aus­füh­run­gen der Pro­zess­be­tei­lig­ten zur Kennt­nis zu neh­men und in Er­wä­gung zu zie­hen (BVerfG, Kam­mer­be­schlüs­se vom 29. Ok­to­ber 2009 - 1 BvR 1729/09 - NZS 2010, 497 Rn. 12 und vom 18. Ja­nu­ar 2011 - 1 BvR 2441/10 - ju­ris Rn. 10, je­weils m. w. N.; BVer­wG, Be­schluss vom 28. März 2014 - 1 WB 10.14 <1 WB 1.13 > - ju­ris Rn. 11). Da­bei ist grund­sätz­lich da­von aus­zu­ge­hen, dass das Ge­richt die­ser Pflicht nach­ge­kom­men ist. Das Ge­richt ist ins­be­son­de­re nicht ge­hal­ten, sich in den Grün­den sei­ner Ent­schei­dung mit je­dem Vor­brin­gen zu be­fas­sen. Art. 103 Abs. 1 GG be­grün­det kei­nen Schutz ge­gen Ent­schei­dun­gen, die den Sach­vor­trag ei­nes Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten aus Grün­den des for­mel­len oder ma­te­ri­el­len Rechts teil­wei­se oder ganz un­be­rück­sich­tigt las­sen. Ei­ne Ver­let­zung des An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör ist erst dann an­zu­neh­men, wenn im Ein­zel­fall be­son­de­re Um­stän­de er­ken­nen las­sen, dass das Ge­richt tat­säch­li­ches Vor­brin­gen ei­nes Be­tei­lig­ten ent­we­der über­haupt nicht zur Kennt­nis ge­nom­men oder bei der Ent­schei­dung nicht er­wo­gen hat. Be­son­de­re Um­stän­de in die­sem Sin­ne lie­gen et­wa dann vor, wenn das Ge­richt auf den we­sent­li­chen Kern des Tat­sa­chen­vor­trags ei­nes Be­tei­lig­ten zu ei­ner Fra­ge, die für das Ver­fah­ren von zen­tra­ler Be­deu­tung ist, nicht ein­geht, so­fern er nicht nach dem Rechts­stand­punkt des Ge­richts un­er­heb­lich ist (BVer­wG, Be­schluss vom 18. Mai 2022 - 1 WB 27.22 - NVwZ 2022, 1139 Rn. 5).

10 Da­nach liegt ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ver­let­zung des An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör nicht vor.

11 aa) Die Aus­füh­run­gen des Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. in dem Schrei­ben vom 5. De­zem­ber 2022 ver­mö­gen ei­nen Ge­hörs­ver­stoß des Se­nats nicht auf­zu­zei­gen.

12 (1) Die Dar­le­gun­gen auf den Sei­ten 1 bis 3 des Schrei­bens be­schrän­ken sich im We­sent­li­chen auf ei­ne pau­scha­le Kri­tik der An­wen­dung des ma­te­ri­el­len Rechts durch den Se­nat in dem an­ge­grif­fe­nen Be­schluss. So­weit der An­trag­stel­ler rü­gen lässt, er und sei­ne Ex­per­ten sei­en vom Se­nat nicht ge­hört und die Er­geb­nis­se der Be­weis­auf­nah­me sei­en "ent­we­der igno­riert oder teil­wei­se so­gar ins Ge­gen­teil ver­kehrt" wor­den, kon­kre­ti­siert er die­se Ein­wän­de nicht nä­her.

13 (2) Mit sei­nem in Ab­schnitt I. des Schrei­bens vom 5. De­zem­ber 2022 auf den Sei­ten 4 bis 8 ent­hal­te­nen Vor­brin­gen zu den Er­wä­gun­gen des Se­nats un­ter den Rn. 49, 51 und 236 des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses be­lässt es der An­trag­stel­ler da­bei, von sei­nem Be­voll­mäch­tig­ten als sol­che be­zeich­ne­te "be­son­de­re gro­be Rechts­an­wen­dungs­feh­ler" zu be­schrei­ben, oh­ne da­bei zu er­läu­tern, in­wie­fern sich mit die­sen an­geb­li­chen Män­geln in der recht­li­chen Ar­gu­men­ta­ti­on Ge­hörs­ver­stö­ße ver­bin­den.

14 (3) Die in Ab­schnitt II. des Schrei­bens vom 5. De­zem­ber 2022 auf den Sei­ten 9 bis 26 vor­ge­tra­ge­ne Kri­tik an im Ein­zel­nen an­ge­spro­che­nen Er­wä­gun­gen des Se­nats ist eben­falls nicht ge­eig­net, der An­hö­rungs­rü­ge zum Er­folg zu ver­hel­fen.

15 (a) So­weit der An­trag­stel­ler mit Blick auf Rn. 10 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses dar­auf hin­wei­sen lässt, dass er sich zur Il­lus­tra­ti­on der von ihm an­ge­nom­me­nen Ver­harm­lo­sung von Impf­kom­pli­ka­tio­nen in der deutsch­land­wei­ten Sta­tis­tik des Paul-Ehr­lich-In­sti­tuts - an­ders als vom Se­nat dar­ge­stellt - nicht nur auf die von der BKK Pro­vi­ta her­aus­ge­ge­be­ne Stu­die be­zo­gen ha­be, und dar­an die Kri­tik knüpft, der Sach­ver­halt wer­de grob ver­zerrt, zeigt die­ser Vor­trag schon nicht kon­kret auf, wel­che wei­te­ren Be­le­ge von dem An­trag­stel­ler be­nannt wor­den sein sol­len und in­wie­fern ih­re feh­len­de Er­wäh­nung im Tat­be­stand zu ei­ner ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­let­zung ge­führt hat.

16 (b) Der mit der An­hö­rungs­rü­ge zu Rn. 11 des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses dar­ge­leg­te Ein­wand, der An­trag­stel­ler ha­be an­ders als vom Se­nat dar­ge­stellt nicht nur vor­ge­tra­gen, dass die "Co­vid-19-In­jek­tio­nen" "fast kei­nen" Nut­zen hät­ten, son­dern dass sie über­haupt kei­nen Nut­zen hät­ten, legt eben­falls kei­nen Ge­hörs­ver­stoß na­he. Denn im Haupt­sa­che­ver­fah­ren hat der Be­voll­mäch­tig­te des An­trag­stel­lers den ver­füg­ba­ren Impf­stof­fen zur Be­kämp­fung der In­fek­ti­ons­krank­heit SARS-CoV-2 der Sa­che nach in Über­ein­stim­mung mit der vom Se­nat ge­wähl­ten For­mu­lie­rung je­den­falls ei­nen "mi­ni­ma­len Nut­zen" zu­er­kannt (vgl. Schrei­ben vom 23. Fe­bru­ar 2022, S. 48) und ein­ge­räumt, dass die­se Impf­stof­fe ge­eig­net sei­en, "al­len­falls ei­ni­ge Zeit vor schwe­ren Ver­läu­fen" zu schüt­zen (vgl. Schrei­ben vom 19. Mai 2022, S. 17). Ab­ge­se­hen da­von er­weist sich die vom An­trag­stel­ler be­haup­te­te Aus­las­sung des Se­nats auch schon des­halb als un­zu­tref­fend, weil der Se­nat schon am An­fang der Pas­sa­ge un­ter Rn. 11 das Vor­brin­gen des An­trag­stel­lers wie folgt zu­sam­men­ge­fasst hat: "Die in Re­de ste­hen­den Impf­stof­fe hät­ten auch nicht den be­haup­te­ten Nut­zen. Ein po­si­ti­ver Ef­fekt auf das In­fek­ti­ons­ge­sche­hen sei nicht be­legt. Vor ei­ner In­fek­ti­on oder Er­kran­kung wür­den die Stof­fe nicht schüt­zen. Sie wür­den auch kei­ne ste­ri­le Im­mu­ni­tät er­zeu­gen. Dass sie zu mil­de­ren Ver­läu­fen führ­ten, sei nicht nach­ge­wie­sen."

17 (c) Zu den Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter Rn. 14 bis 19 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses, die das we­sent­li­che strei­ti­ge Vor­brin­gen des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Ver­tei­di­gung wie­der­ge­ben, lässt der An­trag­stel­ler le­dig­lich vor­tra­gen, dass dort er­wähn­te Be­haup­tun­gen zur Ge­sund­heits­ge­fähr­dung für Sol­da­ten durch die In­fek­ti­ons­krank­heit SARS-CoV-2 (Rn. 16), zur Wir­kung der Impf­stof­fe (Rn. 17), zur Ri­si­ko­ab­wä­gung im Vor­feld der Zu­las­sung der Impf­stof­fe (Rn. 18), zu To­des­fäl­len und Ne­ben­wir­kun­gen in­fol­ge von Imp­fun­gen (Rn. 18) so­wie zur in­di­vi­du­el­len Ri­si­ko­ab­wä­gung im Rah­men der Kon­tra­in­di­ka­ti­ons­prü­fung des zu­stän­di­gen Impf­arz­tes (Rn. 19) schon vor dem 7. Ju­li 2022 wi­der­legt wor­den sei­en. Ein Ge­hörs­ver­stoß er­schlie­ßt sich dar­aus nicht.

18 (d) So­weit sich das An­hö­rungs­rü­ge­vor­brin­gen im Fol­gen­den mit den ent­schei­dungs­tra­gen­den Er­wä­gun­gen des Se­nats un­ter den Rn. 35, 43, 46, 49 bis 51, 59, 65, 68, 71, 73, 78 bis 82, 85, 87, 89, 93, 97, 101, 111, 112, 116, 119, 133, 135, 144, 150 bis 153, 156, 158, 162, 166, 171, 183, 188 ff. und Rn. 234 ff. be­fasst, wen­det sich der An­trag­stel­ler im Sti­le ei­ner Rechts­mit­tel­schrift durch­ge­hend ge­gen die tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Se­nats und des­sen recht­li­che Wür­di­gung. Da­mit ist aber ei­ne Ge­hörs­ver­let­zung nicht dar­ge­legt. Dass der Se­nat aus dem Vor­brin­gen des An­trag­stel­lers nicht die von ihm für rich­tig ge­hal­te­nen recht­li­chen Schlüs­se ge­zo­gen hat, stellt kei­ne un­rich­ti­ge Er­fas­sung sei­nes Sach­vor­tra­ges dar.

19 Die in der Kri­tik des An­trag­stel­lers an den Er­wä­gun­gen des Se­nats un­ter den Rn. 50 und 81 dar­über hin­aus gel­tend ge­mach­ten Ver­let­zun­gen des Amts­er­mitt­lungs­grund­sat­zes (§ 23a Abs. 2 Satz 1 WBO i. V. m. § 86 Abs. 1 Vw­GO) müs­sen un­be­rück­sich­tigt blei­ben, weil die An­hö­rungs­rü­ge nach § 23a Abs. 3 WBO i. V. m. § 152a Abs. 4 Vw­GO hier­auf nicht ge­stützt wer­den kann.

20 (e) Auch die ab­schlie­ßen­den Be­mer­kun­gen des An­trag­stel­lers auf den Sei­ten 26 bis 31 ver­mö­gen ei­nen Ge­hörs­ver­stoß nicht zu be­grün­den, weil sie sich eben­falls nur in ei­ner Kri­tik an der Wür­di­gung des Se­nats er­schöp­fen und sich dar­über hin­aus mit der Wie­der­ga­be von Aus­zü­gen ei­ner Straf­an­zei­ge der in der Schweiz an­säs­si­gen Kanz­lei ... vom 14. Ju­li 2022 auf Er­kennt­nis­se stüt­zen, die der Se­nat bei sei­ner Ent­schei­dung nicht be­rück­sich­ti­gen konn­te, weil sie erst nach der Ver­kün­dung sei­nes Be­schlus­ses ver­öf­fent­licht wor­den sind.

21 bb) Die Aus­füh­run­gen des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. in sei­nem Schrift­satz vom 12. De­zem­ber 2022 le­gen ei­nen Ge­hörs­ver­stoß zu Las­ten des An­trag­stel­lers eben­falls nicht dar.

22 (1) Mit sei­ner An­hö­rungs­rü­ge macht der An­trag­stel­ler gel­tend, die An­nah­me des Se­nats, den "CO­VID-In­jek­tio­nen" sei zu­min­dest bis zu ei­nem ge­wis­sen Grad die Fä­hig­keit bei­zu­le­gen, die Über­tra­gung von SARS-CoV-2 zu ver­hin­dern (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 101 ff.), ste­he im Wi­der­spruch zum dra­ma­ti­schen An­stieg der Co­ro­na-Fall­zah­len bei der Bun­des­wehr, die das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung ha­be ein­räu­men müs­sen und die von der frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten B. in ih­rem Schrift­satz vom 3. Ju­ni 2022 im Ein­zel­nen ana­ly­siert wor­den sei­en; auf die­sen An­stieg ge­he der Se­nat mit kei­nem Wort ein. Die­ser Vor­trag führt auf kei­nen ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­stoß.

23 Der Se­nat hat in den vom Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. in Be­zug ge­nom­me­nen Pas­sa­gen des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses aus­ge­führt, der Dienst­herr ha­be im No­vem­ber 2021 zum Zeit­punkt der Än­de­rung der All­ge­mei­nen Re­ge­lung A1-840/8-4000 "Impf- und aus­ge­wähl­te Pro­phy­la­x­e­maß­nah­men" da­von aus­ge­hen kön­nen, dass ei­ne Imp­fung zum Schutz der Ge­sund­heit der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten bei­tra­ge und da­mit auch die Ein­satz­be­reit­schaft der Streit­kräf­te si­che­re. Die da­mals zu­ge­las­se­nen Impf­stof­fe hät­ten nach Ein­schät­zung des Ro­bert-Koch-In­sti­tuts bei In­fek­tio­nen mit der Del­ta-Va­ri­an­te des Vi­rus ei­ne sehr ho­he Wirk­sam­keit von et­wa 90 % ge­gen ei­ne schwe­re In­fek­ti­on (z. B. Be­hand­lung im Kran­ken­haus) und ei­ne gu­te Wirk­sam­keit von et­wa 75 % ge­gen ei­ne sym­pto­ma­ti­sche Co­vid-19-In­fek­ti­on ge­bo­ten. Im No­vem­ber 2021 sei ei­ne deut­li­che fach­wis­sen­schaft­li­che Mehr­heit da­von aus­ge­gan­gen, dass sich ge­impf­te und ge­ne­se­ne Per­so­nen sel­te­ner mit dem Co­ro­na­vi­rus SARS-CoV-2 in­fi­zier­ten und auch das Vi­rus sel­te­ner über­tra­gen könn­ten als nicht ge­impf­te oder nicht ge­ne­se­ne Per­so­nen. Es sei auch an­ge­nom­men wor­den, dass dann, wenn sich Ge­impf­te in­fi­zier­ten, sie we­ni­ger und nur für ei­nen kür­ze­ren Zeit­raum als nicht Ge­impf­te in­fek­ti­ös sei­en und ei­ne Co­vid-19-Schutz­imp­fung zum Schutz an­de­rer bei­tra­ge (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 101). Ei­ne da­von ab­wei­chen­de Eig­nungs­pro­gno­se sei auch nicht mit dem Auf­tre­ten der im No­vem­ber 2021 noch neu­ar­ti­gen Omi­kron-Va­ri­an­te an­ge­zeigt ge­we­sen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 102). Der Dienst­herr kön­ne auch da­von aus­ge­hen, dass die Eig­nung der mRNA-Impf­stof­fe über den Win­ter 2021/2022 hin­aus bis heu­te er­hal­ten ge­blie­ben sei. Das Ro­bert-Koch-In­sti­tut ge­he da­von aus, dass die ver­füg­ba­ren Impf­stof­fe auch un­ter der Do­mi­nanz der Omi­kron-Va­ri­an­te für voll­stän­dig ge­impf­te Per­so­nen al­ler Al­ters­grup­pen - ins­be­son­de­re nach ei­ner Auf­fri­schimp­fung - wei­ter­hin ei­nen sehr gu­ten Schutz ge­gen­über ei­ner schwe­ren Co­vid-19-Er­kran­kung ver­mit­tel­ten (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 103).

24 Die vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung mit Schrei­ben vom 22. Mai 2022 über­mit­tel­ten und von der frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten B. mit Schrei­ben vom 3. Ju­ni 2022 er­ör­ter­ten Zah­len über den An­stieg der In­zi­den­zen in der Bun­des­wehr für den Zeit­raum von No­vem­ber 2021 bis April 2022 sind nicht ge­eig­net, die Wür­di­gung der Ge­eig­net­heit der Schutz­imp­fung ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus durch den Se­nat in­fra­ge zu stel­len. Wie be­reits das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung in dem er­wähn­ten Schrei­ben aus­ge­führt hat, kor­re­spon­die­ren die an­stei­gen­den In­zi­den­zen ab No­vem­ber 2021 mit der in die­sem Mo­nat ein­set­zen­den Wel­le im zi­vi­len Be­reich und bie­ten da­mit von vorn­her­ein kei­ne nach­voll­zieh­ba­re Grund­la­ge für die von der frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten B. da­mit ver­bun­de­nen Spe­ku­la­tio­nen über ei­ne an­geb­li­che Kau­sa­li­tät zwi­schen der Pflicht zur Dul­dung der Schutz­imp­fung und dem An­stieg der SARS-CoV-2-Fall­zah­len un­ter den Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten. Ei­ner nä­he­ren Er­ör­te­rung die­ser er­kenn­bar oh­ne Sub­stanz an­ge­stell­ten Mut­ma­ßun­gen be­durf­te es des­halb nicht. Für die vom Se­nat her­vor­ge­ho­be­nen po­si­ti­ven Wir­kun­gen der Schutz­imp­fung, et­wa bei der Ver­hin­de­rung schwe­rer In­fek­tio­nen, las­sen sich oh­ne­hin kei­ne ab­wei­chen­den Schluss­fol­ge­run­gen ab­lei­ten.

25 (2) Ent­ge­gen der An­sicht des An­trag­stel­lers er­schlie­ßt sich ein Ge­hörs­ver­stoß auch nicht aus sei­nem Ein­wand, der Se­nat über­ge­he mit sei­ner auf ei­ne dä­ni­sche Haus­halts­stu­die und de­ren Her­an­zie­hung durch den Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann ge­stütz­ten Ein­schät­zung, die "CO­VID-In­jek­tio­nen" bö­ten ei­nen re­le­van­ten Über­tra­gungs­schutz (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 107), den Vor­trag zu den me­tho­di­schen Schwä­chen die­ser Stu­die auf Sei­te 19 des Schrei­bens sei­nes Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 1. Ju­li 2022.

26 Un­ter Rn. 107 der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung hat der Se­nat aus­ge­führt, dass mit der durch das Impf­se­rum aus­ge­lös­ten An­ti­kör­per-Bil­dung auch ei­ne Re­duk­ti­on des Trans­mis­si­ons­ri­si­kos un­ter drei­fach-ge­impf­ten Per­so­nen ver­bun­den sei, kön­ne gleich­falls - auch bei Be­rück­sich­ti­gung wis­sen­schaft­li­cher Be­wer­tungs­un­si­cher­hei­ten - als ei­ne ver­tret­ba­re Pro­gno­se er­ach­tet wer­den. Die hier­zu vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung vor­ge­leg­te Dar­stel­lung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 2. Mai 2022 mit ei­ner be­haup­te­ten Re­duk­ti­on des Über­tra­gungs­ri­si­kos von 77 % im Ver­gleich zu Un­ge­impf­ten sei von dem Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann zwar in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 7. Ju­ni 2022 nicht be­stä­tigt wor­den. Er ha­be je­doch un­ter Ver­weis auf Haus­halts­stu­di­en aus Nor­we­gen und Dä­ne­mark aus­ge­führt, dass nach drei bis vier Mo­na­ten ein Trans­mis­si­ons­schutz be­stehe, der sich bei 20 bis 40 % be­we­ge. Die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on be­grün­de ih­re Impf­emp­feh­lung eben­falls mit der da­mit ver­bun­de­nen Re­du­zie­rung der Trans­mis­si­on. Die­sem As­pekt ha­be auch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in sei­ner Ent­schei­dung zur ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­nach­weis­pflicht Be­deu­tung bei­ge­mes­sen (BVerfG, Be­schluss vom 27. April 2022 - 1 BvR 2649/21 - NVwZ 2022, 950 Rn. 185).

27 Der Se­nat hat sich bei sei­ner Ein­schät­zung der Ver­tret­bar­keit der von dem Dienst­herrn an­ge­stell­ten Pro­gno­se hier­nach auf ei­ne Rei­he von Er­kennt­nis­sen ge­stützt, von de­nen der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. le­dig­lich die dä­ni­sche Haus­halts­stu­die be­han­delt und ih­re Eig­nung als Er­kennt­nis­quel­le für die Be­ur­tei­lung durch den Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann we­gen der auf Sei­te 19 sei­nes Schrei­bens vom 1. Ju­li 2022 be­schrie­be­nen Be­an­stan­dun­gen be­zwei­felt. Dort wer­den der Um­stand, dass es sich um kei­ne Stu­die, son­dern nur um ei­ne re­tro­spek­ti­ve Ana­ly­se po­si­ti­ver PCR- und An­ti­gen-Tests von Per­so­nen han­deln sol­le, die an­hand ih­rer per­sön­li­chen Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer Haus­hal­ten zu­ge­ord­net wor­den sei­en und de­ren Impf- und Test­sta­tus sich aus der per­sön­li­chen Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer er­ge­be, so­wie der von ihm als un­ge­eig­net be­trach­te­te Ana­ly­se­zeit­raum "von Weih­nach­ten bis über Neu­jahr" als me­tho­di­sche Schwä­chen be­nannt. Ei­nen Ge­hörs­ver­stoß legt die­se punk­tu­el­le, sich oh­ne­hin nur auf ei­nen Aus­schnitt der Wür­di­gung des Se­nats be­schrän­ken­de Kri­tik nicht plau­si­bel na­he. Sie ver­kennt, dass der Se­nat sei­ne Fest­stel­lung tra­gend auf die fach­li­che Ex­per­ti­se des Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann stützt, der bei sei­ner Aus­wer­tung der Stu­di­en­la­ge da­mit auch be­fä­higt ist, den wis­sen­schaft­li­chen Wert ei­ner Stu­die un­ter Be­rück­sich­ti­gung fach­li­cher Kri­tik ein­zu­schät­zen und ih­ren Er­kennt­nis­wert für sei­ne fach­wis­sen­schaft­li­che Aus­kunft durch die Zu­sam­men­schau mit ei­ner Haus­halts­stu­die aus Nor­we­gen zu er­gän­zen.

28 Un­ge­ach­tet die­ser Über­le­gun­gen hät­te es dem An­trag­stel­ler und sei­nen Be­voll­mäch­tig­ten zur Ver­mei­dung ei­nes Ge­hörs­ver­sto­ßes ob­le­gen, den ver­meint­li­chen - sich aus Sicht des Se­nats frei­lich nicht auf­drän­gen­den - Un­stim­mig­kei­ten in der Ar­gu­men­ta­ti­on des Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann nach­zu­ge­hen, et­wa durch die Stel­lung ent­spre­chen­der Be­weis­an­trä­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung.

29 (3) Glei­cher­ma­ßen er­folg­los bleibt der An­trag­stel­ler mit sei­nen Rü­gen ge­gen die Er­wä­gun­gen des Se­nats zu der Fra­ge, ob der Imp­fung zwin­gen­de arz­nei­mit­tel­recht­li­che Vor­schrif­ten ent­ge­gen­ste­hen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 200 ff.).

30 (a) Der Vor­wurf des An­trag­stel­lers, der Se­nat ha­be die "arz­nei­mit­tel­recht­li­chen Fra­gen" un­ter Miss­ach­tung der Ent­schei­dung des Eu­ro­päi­schen Ge­richts ers­ter In­stanz (EuG, Be­schluss vom 9. No­vem­ber 2021 - T-96/21 - Rn. 67) und da­mit ge­hörs­ver­let­zend für un­er­heb­lich er­klärt, ist nicht be­rech­tigt.

31 Der Se­nat hat in sei­nem Be­schluss aus­führ­lich dar­ge­legt, aus wel­chen Grün­den er sich nicht ver­pflich­tet sieht, das Ver­fah­ren dem Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 208 ff.). Auf die­se Er­wä­gun­gen geht die An­hö­rungs­rü­ge nicht an­satz­wei­se ein und setzt sich auch nicht mit den vom Se­nat zu­grun­de ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen für die Vor­la­ge­pflicht ei­nes mit­glied­staat­li­chen letzt­in­stanz­li­chen Ge­richts aus­ein­an­der, so­dass sich ihr auch nicht ent­neh­men lässt, aus wel­chen Grün­den der vom Se­nat ver­tre­te­ne Aus­schluss der Vor­la­ge ei­nen ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­stoß be­grün­det. Der An­trag­stel­ler räumt viel­mehr aus­drück­lich ein, dass sich der Se­nat mit der von ihm in Be­zug ge­nom­me­nen Recht­spre­chung be­fasst hat, er wi­der­spricht le­dig­lich der recht­li­chen Wür­di­gung des Se­nats.

32 Der vom An­trag­stel­ler im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang ge­rüg­ten Ver­let­zung sei­nes Grund­rechts aus Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG muss der Se­nat nicht nach­ge­hen, da die­se Be­an­stan­dung - un­ab­hän­gig von der Gel­tend­ma­chung ei­ner Ge­hörs­ver­let­zung - kei­nen statt­haf­ten Ge­gen­stand ei­ner An­hö­rungs­rü­ge be­han­delt (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 30. April 2008 - 2 BvR 482/07 - NJW 2008, 3275 Rn. 9). Un­ge­ach­tet des­sen ist die­ser Vor­wurf auch nicht be­grün­det, weil ein Ver­stoß ge­gen die Vor­la­ge­pflicht - wie zu­vor dar­ge­stellt - nicht an­zu­neh­men ist.

33 (b) So­weit sich der An­trag­stel­ler ge­gen die An­nah­me des Se­nats wen­det, dass die Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on - als Grund­la­ge für die Be­ur­tei­lung des Ma­ßes der Ne­ben­wir­kun­gen von mRNA-Impf­stof­fen durch den Se­nat - den me­di­zi­ni­schen Stan­dard ab­bil­de­ten und zu der An­nah­me be­rech­tig­ten, dass der Nut­zen der je­weils emp­foh­le­nen Imp­fung das Impf­ri­si­ko über­wie­ge (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 220 i. V. m. 91), und mit Blick dar­auf ei­ne Ver­let­zung der Hin­weis­pflicht als ge­ge­ben er­ach­tet, wird da­mit eben­falls kein Ge­hörs­ver­stoß auf­ge­zeigt. Ei­ne Über­ra­schungs­ent­schei­dung liegt nicht vor.

34 Art. 103 Abs. 1 GG ver­langt grund­sätz­lich nicht, dass das Ge­richt vor sei­ner Ent­schei­dung auf sei­ne Rechts­auf­fas­sung hin­weist; dem Ge­richt ob­liegt in­so­weit auch kei­ne all­ge­mei­ne Fra­ge- und Auf­klä­rungs­pflicht. Des­halb ist das Ge­richt nicht ge­hal­ten, un­ter dem Blick­win­kel der Ge­wäh­rung recht­li­chen Ge­hörs sei­ne die Ent­schei­dung tra­gen­de Rechts­auf­fas­sung schon vor der Be­schluss­be­ra­tung im Ein­zel­nen fest­zu­le­gen und den Be­tei­lig­ten zur Er­ör­te­rung be­kannt­zu­ge­ben. Ein recht­li­cher Hin­weis ist nur dann er­for­der­lich, wenn ein Be­tei­lig­ter bei An­wen­dung der von ihm zu ver­lan­gen­den Sorg­falt nicht zu er­ken­nen ver­mag, auf wel­chen Vor­trag es für die Ent­schei­dung an­kom­men kann. Das ist je­doch nicht der Fall, wenn ein ge­wis­sen­haf­ter und kun­di­ger Pro­zess­be­tei­lig­ter un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Viel­falt ver­tret­ba­rer Rechts­auf­fas­sun­gen nach dem bis­he­ri­gen Ver­lauf des Ver­fah­rens da­mit rech­nen muss­te, dass ein recht­li­cher Ge­sichts­punkt für die Ent­schei­dung er­heb­lich sein könn­te (BVer­wG, Be­schluss vom 2. März 2021 - 1 WB 1.21 - ju­ris Rn. 12 m. w. N.).

35 Ge­mes­sen dar­an be­ruht die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung nicht auf ei­ner über­ra­schen­den Rechts­auf­fas­sung, mit der der An­trag­stel­ler nicht rech­nen und zu der er sich da­her auch nicht äu­ßern konn­te.

36 Der Se­nat nimmt un­ter Rn. 220 der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung an, dass die mRNA-Impf­stof­fe ob­jek­tiv be­trach­tet nach den vor­han­de­nen Er­kennt­nis­sen der me­di­zi­ni­schen Wis­sen­schaft ein ver­tret­ba­res Maß an Ne­ben­wir­kun­gen hät­ten. Dies hat er schon dar­aus ge­fol­gert, dass die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on beim Ro­bert-Koch-In­sti­tut für na­he­zu al­le Al­ters­grup­pen die Imp­fung ge­gen Co­vid-19 mit den der­zeit zu­ge­las­se­nen mRNA-Impf­stof­fen emp­feh­le. Denn die Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on bil­de­ten den me­di­zi­ni­schen Stan­dard ab und be­rech­tig­ten zu der An­nah­me, dass der Nut­zen der je­weils emp­foh­le­nen Imp­fung das Impf­ri­si­ko über­wie­ge. Der Se­nat hat an an­de­rer Stel­le aus­ge­führt, dass der Dienst­herr auf die Be­last­bar­keit des von der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on er­ho­be­nen und be­wer­te­ten Da­ten­ma­te­ri­als ha­be ver­trau­en dür­fen. Das Ro­bert-Koch-In­sti­tut ver­fü­ge über die not­wen­di­gen per­so­nel­len und sach­li­chen Res­sour­cen; in sei­ner Be­ur­tei­lung sei es un­ab­hän­gig und in­ter­na­tio­nal ver­netzt (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 90). Bei der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on (STI­KO) han­de­le es sich um ein po­li­tisch und welt­an­schau­lich neu­tra­les, 1972 ge­grün­de­tes Ex­per­ten­gre­mi­um, das beim Ro­bert-Koch-In­sti­tut im Fach­ge­biet Impf­prä­ven­ti­on an­ge­sie­delt sei und ei­nen op­ti­ma­len Ein­satz ver­füg­ba­ren Impf­stoffs ge­währ­leis­ten sol­le. Sei­ne Emp­feh­lun­gen wür­den als me­di­zi­ni­scher Stan­dard gel­ten. Die dort eh­ren­amt­lich Tä­ti­gen sei­en Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten aus un­ter­schied­li­chen Dis­zi­pli­nen der Wis­sen­schaft und For­schung, aus dem Be­reich des öf­fent­li­chen Ge­sund­heits­diens­tes und der nie­der­ge­las­se­nen Ärz­te­schaft. Bei ih­rer Tä­tig­keit sei­en sie nur ih­rem Ge­wis­sen ver­ant­wort­lich und zur un­par­tei­ischen Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben ver­pflich­tet (§ 2 Abs. 1 Satz 2 der Ge­schäfts­ord­nung der STI­KO). Bei ih­rer Auf­ga­ben­er­fül­lung be­nut­ze die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on Kri­te­ri­en der evi­denz­ba­sier­ten Me­di­zin, be­zie­he ins­be­son­de­re die Be­wer­tun­gen des Paul-Ehr­lich-In­sti­tuts zur Si­cher­heit von Impf­stof­fen mit ein und füh­re ei­ne un­ab­hän­gi­ge epi­de­mio­lo­gi­sche Nut­zen-Ri­si­ko-Ab­wä­gung durch. Da­bei ha­be die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on nicht nur den Nutz­wert ei­ner Imp­fung für die Ein­zel­nen, son­dern auch für die Ge­samt­be­völ­ke­rung im Blick (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 91). Der Se­nat schlie­ßt sich hier­mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts an (BVerfG, Be­schluss vom 27. April 2022 - 1 BvR 2649/21 - BVerf­GE 161, 199 Rn. 139).

37 Mit die­ser Wür­di­gung konn­te ein ge­wis­sen­haf­ter und kun­di­ger Be­voll­mäch­tig­ter oh­ne Wei­te­res rech­nen. Der An­trag­stel­ler ist mit Hin­weis­ver­fü­gung des Vor­sit­zen­den vom 24. März 2022 an sei­ne bei­den da­ma­li­gen Be­voll­mäch­tig­ten aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den, dass Stel­lung­nah­men staat­li­cher Fach­be­hör­den aus dem Ge­sund­heits­be­reich das Ge­wicht amt­li­cher Aus­künf­te ha­ben dürf­ten. Die Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang wa­ren Ge­gen­stand des Ver­fah­rens. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung hat zu­dem schrift­lich so­wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung er­klärt, dass die Bun­des­wehr den STI­KO-Emp­feh­lun­gen fol­ge. Auch die zu­vor er­wähn­te Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zur ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht war den Pro­zess­be­tei­lig­ten be­kannt. Ein­ge­denk die­ser Um­stän­de muss­te ein ge­wis­sen­haf­ter und kun­di­ger Pro­zess­be­tei­lig­ter auch die Mög­lich­keit ein­kal­ku­lie­ren, dass der Se­nat die Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on als hin­rei­chen­de Grund­la­ge für die Be­ur­tei­lung et­wa von Ne­ben­wir­kun­gen von mRNA-Impf­stof­fen er­ach­tet und dar­an ent­spre­chen­de Schluss­fol­ge­run­gen knüpft. Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. hät­te da­nach sei­nen Vor­trag nicht zu­letzt aus Grün­den der pro­zes­sua­len Vor­sicht dar­auf ein­rich­ten kön­nen. Ei­ne Ver­pflich­tung des Se­nats, sich schon vor der Be­schluss­be­ra­tung ver­bind­lich in der an­ge­spro­che­nen Fra­ge fest­zu­le­gen und hier­von die Pro­zess­be­tei­lig­ten zu un­ter­rich­ten, be­stand je­den­falls nicht.

38 (c) Die üb­ri­gen Rü­gen des An­trag­stel­lers ge­gen die Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter den Rn. 200 ff. des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses be­schrän­ken sich auf ei­ne Kri­tik im Sti­le ei­ner Rechts­mit­tel­schrift und be­dür­fen aus die­sem Grun­de kei­ner nä­he­ren Er­ör­te­rung.

39 (4) (a) Den Be­den­ken des An­trag­stel­lers ge­gen die vom Se­nat un­ter den Rn. 49, 61 ff. und 67 des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen fehlt es be­reits an der für die Dar­le­gung ei­ner ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­let­zung nach § 23a Abs. 3 WBO i. V. m. § 152a Abs. 2 Satz 6 Vw­GO er­for­der­li­chen Schlüs­sig­keit. Sein Vor­brin­gen be­schränkt sich auf Dar­le­gun­gen zu an­geb­lich über­gan­ge­nem Vor­trag, der sich mit be­haup­te­ten Impf­kom­pli­ka­tio­nen, mit der Ein­satz­fä­hig­keit der Trup­pe und mit der Er­for­der­lich­keit ei­ner Schutz­imp­fung je­weils im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Schutz­imp­fung ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus be­fasst. Ab­ge­se­hen da­von, dass sich auch die­ses Vor­brin­gen je­den­falls in wei­ten Tei­len auf ei­ne Kri­tik der recht­li­chen Wür­di­gung durch den Se­nat be­schränkt, ver­kennt der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. mit sei­nen dies­be­züg­li­chen Rü­gen, dass sich der Se­nat un­ter den be­sag­ten Rand­num­mern des Be­schlus­ses zur Fra­ge der Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit der in § 17a Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 SG ge­re­gel­ten all­ge­mei­nen Dul­dungs­pflicht für Schutz­imp­fun­gen jeg­li­cher Art äu­ßert und nicht zu der Fra­ge, ob die Pflicht zur Dul­dung von Imp­fun­gen ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus ei­ner ver­fas­sungs­recht­li­chen Über­prü­fung Stand zu hal­ten ver­mag. Aus dem An­hö­rungs­vor­brin­gen lässt sich je­den­falls nicht oh­ne Wei­te­res nach­voll­zieh­bar ent­neh­men, aus wel­chen Grün­den die vor­ge­tra­ge­nen Rü­gen die Er­wä­gun­gen des Se­nats un­ter den nach Art. 103 Abs. 1 GG zu be­ach­ten­den Prä­mis­sen er­schüt­tern könn­ten. Da­mit er­schlie­ßt sich ei­ne Ge­hörs­ver­let­zung, die ent­schei­dungs­er­heb­lich wä­re, nicht.

40 (b) Un­ab­hän­gig da­von er­wei­sen sich die vor­ge­tra­ge­nen Ein­wän­de auch nicht als stich­hal­tig.

41 (aa) So­weit sich der An­trag­stel­ler ge­gen die bei der Prü­fung der Fra­ge, ob die in § 17a Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 SG ge­re­gel­te Ver­pflich­tung ei­nen Ein­griff in das Grund­recht auf Le­ben (§ 2 Abs. 2 Satz 1 GG) dar­stellt, vom Se­nat an­ge­stell­te Er­wä­gung wen­det, ei­ne Er­hö­hung des Ster­be­ri­si­kos wer­de we­der be­zweckt noch be­wirkt, und dar­in ei­nen Ver­stoß ge­gen die ge­richt­li­che Hin­weis­pflicht er­blickt, führt dies nicht zum Er­folg.

42 Der An­trag­stel­ler ist, wie al­le an­de­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten, auch zu der Fra­ge ei­ner ent­spre­chen­den Grund­rechts­ver­let­zung - zu­letzt in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat am 2. Mai 2022 (vgl. Pro­to­koll, S. 4) – ge­hört wor­den. Ei­nen ge­wis­sen­haf­ten und kun­di­gen Pro­zess­be­tei­lig­ten konn­te es auch nicht über­ra­schen, dass der Se­nat - ori­en­tiert an der auch dem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. be­kann­ten Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts (BVerfG, Be­schluss vom 27. April 2022 - 1 BvR 2649/21 - BVerf­GE 161, 199 Rn. 110 ff.) – ei­nen Ein­griff in das Grund­recht auf kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit als für Heil­ein­grif­fe und vor­beu­gen­de me­di­zi­ni­sche Maß­nah­men spe­zi­el­les Grund­recht be­jaht. In der Kon­se­quenz des­sen konn­te ein ge­wis­sen­haf­ter und kun­di­ger Be­voll­mäch­tig­ter dann auch nicht von vorn­her­ein aus­schlie­ßen und muss­te sich dar­auf ein­stel­len, dass ein Ein­griff durch die in Re­de ste­hen­de vor­beu­gen­de me­di­zi­ni­sche Maß­nah­me ge­gen das Grund­recht auf Le­ben vom Se­nat ver­neint wird. Ein der­ar­ti­ger Ein­griff muss ob­jek­tiv zu­re­chen­bar be­wirkt sein (vgl. all­ge­mein Schul­ze-Fie­litz, in: Drei­er, Grund­ge­setz, 3. Aufl. 2013, Art. 2 Rn. 44). Hier­für be­darf es frei­lich nach­voll­zieh­ba­rer An­halts­punk­te. In­so­weit er­scheint es auch vor dem Hin­ter­grund ge­ra­de des Vor­tra­ges des An­trag­stel­lers zu ei­ner ent­spre­chen­den Ziel­rich­tung der Schutz­imp­fung (vgl. et­wa Schrei­ben des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 14. April 2022, S. 7 f., und des Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. vom 19. Mai 2022, S. 11 ff.) nicht fern­lie­gend, sich mit der Fra­ge zu be­fas­sen, ob der Dienst­herr mit der hier in Re­de ste­hen­den Maß­nah­me ei­ne Er­hö­hung des Sterb­lich­keits­ri­si­kos der be­trof­fe­nen Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten be­zweckt oder be­wirkt hat. Bei Heil­ein­grif­fen und vor­beu­gen­den me­di­zi­ni­schen Maß­nah­men wie hier ist das oh­ne Wei­te­res zu ver­nei­nen. Der Se­nat muss­te die­se Ge­dan­ken­füh­rung nach al­le­dem nicht schon vor der Be­schluss­fas­sung ge­gen­über dem An­trag­stel­ler im Ein­zel­nen er­läu­tern.

43 So­weit der An­trag­stel­ler zu be­den­ken gibt, dass der Se­nat im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang Vor­trag über­gan­gen hät­te, führt dies nicht wei­ter. An­ders als mit der An­hö­rungs­rü­ge vor­ge­tra­gen, hat der Se­nat nicht aus­ge­schlos­sen, dass ein Sol­dat so­wohl in­fi­ziert als auch ge­impft sein und es da­durch zu ei­ner Ku­mu­la­ti­on von Ri­si­ken kom­men kön­ne. Der Se­nat hat le­dig­lich aus­ge­führt, der un­ver­meid­li­che Um­stand, dass es bei Imp­fun­gen in sel­te­nen Fäl­len zu töd­lich ver­lau­fen­den Kom­pli­ka­tio­nen kom­men kön­ne, än­de­re am Cha­rak­ter der Imp­fun­gen als me­di­zi­ni­sche Heil­ein­grif­fe und am grund­recht­li­chen Prü­fungs­maß­stab des Grund­rechts auf kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit nichts (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 49). Auf die Grün­de für mög­li­che Kom­pli­ka­tio­nen kam es hier­bei nicht an. Die Ar­gu­men­ta­ti­on des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. auf Sei­te 13 des Schrei­bens vom 3. Ju­ni 2022 zu der an­ge­spro­che­nen Ri­si­ko­ku­mu­la­ti­on be­durf­te da­her kei­ner ge­son­der­ten Er­ör­te­rung. Die hier an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen gel­ten glei­cher­ma­ßen für die Kri­tik des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. ge­gen die An­nah­me des Se­nats, durch die Be­grün­dung ei­ner ge­setz­li­chen Dul­dungs­pflicht für ärzt­li­che Maß­nah­men ge­gen In­fek­ti­ons­krank­hei­ten wer­de auch hin­sicht­lich der kör­per­li­chen In­te­gri­tät der We­sens­ge­halt des Grund­rechts nicht ver­letzt (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 73 i. V. m. 72).

44 Die wei­te­ren Er­wä­gun­gen be­schrän­ken sich auf ei­ne in­halt­li­che Kri­tik ins­be­son­de­re an dem vom Se­nat her­an­ge­zo­ge­nen Maß­stab und müs­sen im hie­si­gen Ver­fah­ren un­er­ör­tert blei­ben.

45 (bb) Auf ei­nen Ge­hörs­ver­stoß wei­sen auch nicht die Be­den­ken des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. ge­gen die Aus­füh­run­gen des Se­nats zur ma­te­ri­ell-recht­li­chen Ver­fas­sungs­ge­mä­ßheit der sol­da­ten­recht­li­chen Pflicht zur Dul­dung von Schutz­imp­fun­gen (s. da­zu nä­her BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 61 ff.). Mit den Aus­füh­run­gen der frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten B. in dem Schrei­ben vom 3. Ju­ni 2022 zum An­stieg der CO­VID-19-Fall­zah­len und der Zu­nah­me von Per­so­nal­aus­fäl­len in der Bun­des­wehr seit No­vem­ber 2021 muss­te sich der Se­nat in die­sem Kon­text nicht nä­her aus­ein­an­der­set­zen, weil sie für die Fra­ge, ob § 17a Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 SG ver­fas­sungs­ge­mäß ist, oh­ne er­kenn­ba­ren Er­kennt­nis­wert sind. Ab­ge­se­hen da­von lässt sich aus den Zah­len auch nicht ab­le­sen, dass die Ein­satz­fä­hig­keit der Bun­des­wehr in nen­nens­wer­tem Um­fang be­ein­träch­tigt ge­we­sen ist. Sei­ne Be­haup­tung, die Schutz­imp­fung ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus ha­be die Ein­satz­fä­hig­keit in dem zu­vor er­wähn­ten Zeit­raum akut ge­fähr­det und sich nicht po­si­tiv aus­ge­wirkt, be­durf­te hier­nach als halt­lo­se Be­haup­tung ins Blaue hin­ein we­der er­gän­zen­der Be­weis­er­he­bung, noch ei­ner aus­drück­li­chen Wi­der­le­gung in den Ent­schei­dungs­grün­den.

46 (cc) Ei­nen Ge­hörs­ver­stoß im Hin­blick auf die An­nah­me des Se­nats, der Ge­setz­ge­ber ha­be die Be­grün­dung ei­ner be­rufs­be­zo­ge­nen Dul­dungs­pflicht für Schutz­imp­fun­gen als er­for­der­lich an­se­hen kön­nen (da­zu s. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 67), sucht der Be­voll­mäch­tig­te ver­geb­lich aus der Be­grün­dung des Se­nats für die Fest­stel­lung ab­zu­lei­ten, es wä­re auch kei­ne gleich ef­fek­ti­ve Op­ti­on, die Imp­fung von ei­ner vor­he­ri­gen Be­stim­mung der im Blut der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten vor­han­de­nen An­ti­kör­per ab­hän­gig zu ma­chen.

47 Der Se­nat hat für sei­ne Wür­di­gung - in Re­ak­ti­on auf Vor­brin­gen des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. in des­sen Schrei­ben vom 14. April 2022 (S. 9 f.) – zwei Grün­de an­ge­ge­ben: Es ge­be kei­ne wis­sen­schaft­lich klar de­fi­nier­te Men­ge an An­ti­kör­pern, ab der ein aus­rei­chen­der Schutz auch oh­ne Imp­fung vor­han­den sei (RKI, Epi­de­mio­lo­gi­scher Steck­brief zu SARS-CoV-2 und Co­vid-19, Stand 26. No­vem­ber 2021, Nr. 18). Au­ßer­dem wür­de ei­ne lau­fen­de Über­prü­fung der An­ti­kör­per-Ti­ter bei ca. 180 000 Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten ei­nen un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Auf­wand ver­ur­sa­chen (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 114).

48 Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. be­män­gelt, bei­de Be­haup­tun­gen sei­en nie­mals Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­we­sen. Da­mit dringt er nicht durch. Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. konn­te da­mit rech­nen, dass sich der Se­nat auch mit sei­nem dies­be­züg­li­chen schrift­sätz­li­chen Vor­brin­gen aus­ein­an­der­set­zen wird. In der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat am 2. Mai 2022 be­stand Ge­le­gen­heit für die Be­voll­mäch­tig­ten, sich zu je­der Fra­ge der Recht­fer­ti­gung von Grund­rechts­ein­grif­fen zu äu­ßern. Ein Hin­weis des Se­nats vor der Be­schluss­be­ra­tung dar­auf, wie die­ses Vor­brin­gen zu wür­di­gen ist, war vor die­sem Hin­ter­grund nicht an­ge­zeigt.

49 Ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ge­hörs­ver­let­zung lässt sich dar­über hin­aus auch des­halb nicht fest­stel­len, weil sich dem Vor­brin­gen nicht kon­kret ent­neh­men lässt, was der An­trag­stel­ler im Ein­zel­nen vor­ge­tra­gen hät­te, wenn der ver­miss­te Hin­weis er­teilt wor­den wä­re. Die Schrei­ben des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 14. April 2022 (S. 10 ff.) und vom 3. Ju­ni 2022 (S. 13) ge­ben hier­über kei­nen hin­rei­chen­den Auf­schluss und ver­hal­ten sich - eben­so wie die An­hö­rungs­rü­ge - auch nicht zu den vom Se­nat her­an­ge­zo­ge­nen Er­kennt­nis­sen des Ro­bert-Koch-In­sti­tuts.

50 (5) Die ge­gen die Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter Rn. 79 des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses vor­ge­tra­ge­nen Rü­gen ver­fan­gen eben­falls nicht. Sie rich­ten sich in ers­ter Li­nie ge­gen den dort wie­der­ge­ge­be­nen Prü­fungs­maß­stab und er­schöp­fen sich in ei­ner blo­ßen Kri­tik an der recht­li­chen Wür­di­gung durch den Se­nat. So­weit der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. be­an­stan­det, dass es der Se­nat in­fol­ge der An­nah­me der Glaub­haf­tig­keit der An­ga­ben und me­di­zi­ni­schen Ein­schät­zun­gen des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Ver­tei­di­gung in­ner- und au­ßer­halb des hie­si­gen Ver­fah­rens ver­säumt ha­be, sich "mit den hier vor­ge­tra­ge­nen In­di­zi­en" aus­ein­an­der­zu­set­zen, "die eben die­se Glaub­haf­tig­keit er­schüt­tern", fehlt es die­sem Vor­trag be­reits an der er­for­der­li­chen Sub­stanz; auf wel­che "vor­ge­tra­ge­nen In­di­zi­en" er im Ein­zel­nen Be­zug nimmt, er­läu­tert der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. nicht kon­kret. So­weit er sich va­ge auf sei­nen Schrift­satz vom 3. Ju­ni 2022 be­zieht, liegt es fern, aus der dort ge­äu­ßer­ten Kri­tik an ein­zel­nen Äu­ße­run­gen oder wis­sen­schaft­li­chen Pu­bli­ka­tio­nen der Ober­st­ärz­te Prof. Dr. Kehe, Prof. Dr. Dr. Stei­nes­tel und Prof. Dr. Wöl­fel Schlüs­se auf ih­re Un­glaub­wür­dig­keit zu zie­hen. Der­ar­tig halt­lo­se An­grif­fe ge­gen die per­sön­li­che In­te­gri­tät und fach­li­che Ex­per­ti­se der Mit­ar­bei­ter des Sa­ni­täts­diens­tes der Bun­des­wehr be­dür­fen kei­ner aus­drück­li­chen Wi­der­le­gung in den Ent­schei­dungs­grün­den.

51 (6) (a) Die Ein­wän­de des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. ge­gen die Er­wä­gun­gen des Se­nats un­ter Rn. 89 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses be­las­sen es im We­sent­li­chen er­neut da­bei, die recht­li­che Wür­di­gung durch den Se­nat zu be­män­geln. Die in­so­weit vor­ge­tra­ge­ne Rü­ge ei­ner Ver­let­zung des Art. 19 Abs. 4 GG ist im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren oh­ne­hin oh­ne Be­lang, weil sie - wie be­reits aus­ge­führt - un­statt­haft ist.

52 (b) So­weit dem Se­nat über­haupt vor­ge­wor­fen wird, Vor­trag über­gan­gen zu ha­ben, trifft dies nicht zu.

53 So hat der Se­nat ent­ge­gen der An­sicht des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. die "schrift­li­che Aus­ar­bei­tung von Prof. Dr. Ul­ri­ke Käm­me­rer" – ge­meint sind de­ren Gut­ach­ten zum Be­leg der The­se, die Ge­fähr­lich­keit und Ver­brei­tung des SARS-CoV-2-Vi­rus wer­de auf­grund der An­wen­dung nicht aus­sa­ge­fä­hi­ger An­ti­gen- und PCR-Tests völ­lig über­schätzt, so­dass in Wahr­heit kei­ne Co­ro­na-Pan­de­mie, son­dern ei­ne Test­pan­de­mie vor­lä­ge - zur Kennt­nis ge­nom­men und auch ge­wür­digt, wie die - mit der An­hö­rungs­rü­ge aus­ge­blen­de­ten - Aus­füh­run­gen un­ter Rn. 150, 152 und 153 der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung be­le­gen.

54 Der wei­te­re un­ter Gel­tend­ma­chung ei­nes Ge­hörs­ver­sto­ßes er­teil­te Hin­weis des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2., die im Schrift­satz der frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten B. (mut­ma­ß­lich) vom 3. Ju­ni 2022 mit­ge­teil­ten Zah­len zum An­stieg der In­zi­den­zen in­ner­halb der Bun­des­wehr nach Ein­füh­rung der Pflicht zur Dul­dung von Schutz­imp­fun­gen ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus hät­ten in die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung ein­flie­ßen müs­sen, führt nicht wei­ter. Wie be­reits aus­ge­führt, ver­bin­det die frü­he­re Be­voll­mäch­tig­te B. mit dem Zah­len­werk Spe­ku­la­tio­nen über ei­ne an­geb­li­che Kau­sa­li­tät zwi­schen der Pflicht zur Dul­dung der Schutz­imp­fung und dem An­stieg der SARS-CoV-2-Fall­zah­len un­ter den Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten, die fern­lie­gend sind und da­her kei­ner nä­he­ren Er­ör­te­rung im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang be­durf­ten.

55 (7) Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. er­blickt ei­ne Ge­hörs­ver­let­zung durch den Se­nat dar­über hin­aus zu Un­recht in der Fest­stel­lung, von dem An­trag­stel­ler wer­de nur die Ein­ge­hung ei­nes Impf­ri­si­kos ver­langt, das ei­ne Mehr­heit frei­wil­lig ein­zu­ge­hen be­reit sei (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 129).

56 Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. be­grün­det dies wie folgt: Hät­te der Se­nat wäh­rend des Ver­fah­rens dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er die an­geb­li­che Frei­wil­lig­keit der Imp­fung in ei­ner Mehr­heit der Be­völ­ke­rung zum aus­schlag­ge­ben­den Kri­te­ri­um er­he­be, hät­te er für den An­trag­stel­ler zu der Fra­ge, wie "frei­wil­lig" die Imp­fung bei vie­len in der Be­völ­ke­rung ge­we­sen und wie "frei­wil­lig" die Men­schen die Impf­ri­si­ken ein­ge­gan­gen sei­en, viel aus­führ­li­cher vor­ge­tra­gen. Er hät­te in die­sem Fall ins Feld ge­führt, dass die Imp­fung von all je­nen nicht frei­wil­lig emp­fan­gen wor­den sei, die nach me­di­zin­recht­li­chen Maß­stä­ben nicht wirk­sam ein­ge­wil­ligt hät­ten. Das sei­en je­den­falls all je­ne, die - wie im Ge­sund­heits­we­sen - vor der Wahl "Sprit­ze oder raus aus dem Job" ge­stan­den hät­ten, fer­ner al­le, die oh­ne Imp­fung aus dem ge­sell­schaft­li­chen Le­ben kom­plett aus­ge­schlos­sen wor­den sei­en, schlie­ß­lich all je­ne, die nicht ord­nungs­ge­mäß auf­ge­klärt wor­den sei­en. Da wä­ren die Zu­stän­de in den Impf­zen­tren und die ir­re­füh­ren­den An­ga­ben im RKI-Auf­klä­rungs­bo­gen the­ma­ti­siert wor­den. Er hät­te au­ßer­dem die sys­te­ma­ti­sche Ver­harm­lo­sung der Impf­ri­si­ken in den Sys­tem­me­di­en vor­ge­tra­gen und zum Ge­gen­stand der Be­weis­auf­nah­me ge­macht. Ein Ge­hörs­ver­stoß er­schlie­ßt sich aus die­sem Vor­trag nicht.

57 Der Se­nat hat un­ter Rn. 129 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses aus­ge­führt, für die An­ge­mes­sen­heit der Auf­nah­me der Co­vid-19-Imp­fung in die All­ge­mei­ne Re­ge­lung A1-840/8-4000 spre­che fer­ner, dass den Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten nur ein Impf­ri­si­ko ab­ver­langt wer­de, das die Mehr­heit der Be­völ­ke­rung frei­wil­lig zur Be­kämp­fung der Pan­de­mie ein­zu­ge­hen be­reit sei. Die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on als un­ab­hän­gi­ges Ex­per­ten­gre­mi­um ha­be die Co­vid-19-Imp­fung un­ter Ein­schluss der Auf­fri­schimp­fung be­reits im No­vem­ber 2021 für al­le Er­wach­se­nen emp­foh­len und hal­te dar­an wei­ter­hin fest. Die Durch­füh­rung der Imp­fung ent­spre­che da­mit dem in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ganz all­ge­mein an­er­kann­ten me­di­zi­ni­schen Stan­dard (vgl. BGH, Ur­teil vom 15. Fe­bru­ar 2000 - VI ZR 48/99 - BGHZ 144, 1 <9>; BVerfG, Be­schluss vom 21. Ju­li 2022 - 1 BvR 469/20 u. a. - NJW 2022, 2904 Rn. 136). Au­ßer­dem ha­be der Ge­setz­ge­ber mit § 20a IfSG auch an­de­ren Be­rufs­grup­pen - wenn auch aus an­de­ren Grün­den - ei­ne Pflicht zum Nach­weis ei­ner Imp­fung ge­gen Co­vid-19 auf­er­legt. Es kön­ne al­so nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass den Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten der Bun­des­wehr oh­ne recht­fer­ti­gen­den Grund ein be­son­de­res Ri­si­ko auf­er­legt und ein un­zu­mut­ba­res Son­der­op­fer ab­ver­langt wer­den wür­de.

58 Ein Ge­hörs­ver­stoß liegt fern. Er lässt sich schon des­halb nicht fest­stel­len, weil der Be­voll­mäch­tig­te mit sei­ner For­mu­lie­rung, er hät­te "viel aus­führ­li­cher vor­ge­tra­gen", zu er­ken­nen gibt, dass die an­ge­spro­che­ne Pro­ble­ma­tik Ge­gen­stand des Ver­fah­rens ge­we­sen ist und er da­zu vor­tra­gen konn­te. Un­ge­ach­tet des­sen stellt die kri­ti­sier­te Er­wä­gung des Se­nats nur ei­nen Aus­schnitt aus der vom Se­nat an­ge­stell­ten Ab­wä­gung der pri­va­ten In­ter­es­sen des An­trag­stel­lers und dem öf­fent­li­chen In­ter­es­se dar, wor­auf be­reits die Ver­wen­dung der For­mu­lie­rung "spricht fer­ner" weist; an­ders als die An­hö­rungs­rü­ge na­he­zu­le­gen sucht, war die Fest­stel­lung mit­hin nicht - wie der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. meint - von aus­schlag­ge­ben­der Be­deu­tung für den Se­nat, son­dern stand - un­selb­stän­dig ent­schei­dungs­tra­gend - ne­ben wei­te­ren Er­wä­gun­gen, die un­ter den Rn. 128 und 130 bis 132 der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung ent­hal­ten sind und mit de­nen sich der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. – mit Aus­nah­me der un­ter Rn. 131 ent­hal­te­nen Be­ur­tei­lung - nicht aus­ein­an­der­setzt. Fer­ner blen­det der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. aus, dass auch der Se­nat Dul­dungs­pflich­ten an­de­rer Be­rufs­grup­pen im vor­lie­gen­den Se­nat ge­se­hen und in sei­ne Be­trach­tung ein­be­zo­gen hat. Der An­trag­stel­ler ver­kennt schlie­ß­lich, dass der Se­nat nicht aus­schlag­ge­bend auf die Frei­wil­lig­keit in dem vom An­trag­stel­ler eng be­grenz­ten Sinn ab­stellt, son­dern auf die Tei­le der Be­völ­ke­rung, die sich oh­ne all­ge­mei­ne Impf­pflicht und da­mit in die­sem Sin­ne frei­wil­lig imp­fen lie­ßen.

59 (8) Oh­ne Er­folg wen­det sich der An­trag­stel­ler mit sei­ner An­hö­rungs­rü­ge ge­gen die Er­wä­gung des Se­nats, Er­folg ver­spre­chen­de al­ter­na­tiv-me­di­zi­ni­sche Me­di­ka­men­te prä­ven­ti­ver Art lä­gen der­zeit nicht vor (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 112). Mit sei­ner Kri­tik, der Se­nat ha­be sich nicht mit dem im Schrift­satz sei­nes Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 14. April 2022, S. 30, er­wähn­ten The­ra­pie­an­satz des süd­afri­ka­ni­schen Arz­tes Dr. ... in­halt­lich aus­ein­an­der­ge­setzt und da­mit das recht­li­che Ge­hör ver­letzt, ge­langt der An­trag­stel­ler nicht zum Er­folg.

60 Der Se­nat hat die im Rah­men der Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­prü­fung zu be­ant­wor­ten­de Fra­ge, ob der Dienst­herr die Auf­nah­me der Co­vid-19-Imp­fung in die Lis­te der dul­dungs­pflich­ti­gen Ba­si­s­imp­fun­gen auch als er­for­der­li­che Maß­nah­me an­se­hen konn­te, da­hin­ge­hend be­ant­wor­tet, dass dem Dienst­herrn kei­ne gleich wirk­sa­men und we­ni­ger be­las­ten­den Mit­tel zur Ver­fü­gung ge­stan­den hät­ten und stün­den (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 108). Die un­ter An­le­gung die­ses Maß­stabs ge­trof­fe­ne Ein­schät­zung des Se­nats, Er­folg ver­spre­chen­de al­ter­na­tiv-me­di­zi­ni­sche Me­di­ka­men­te prä­ven­ti­ver Art lä­gen der­zeit nicht vor, be­ruht auf der ent­spre­chen­den Be­kun­dung des Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann, der ge­gen­über dem Se­nat in der münd­li­chen Ver­hand­lung be­stä­tigt hat, dass die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on al­ter­na­ti­ve Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men durch­aus prü­fe (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 112).

61 Dass der Se­nat auf den The­ra­pie­an­satz Dr. ... in den Grün­den sei­ner Ent­schei­dung nicht aus­drück­lich ein­ge­gan­gen ist, er­weist sich als un­schäd­lich, weil sich be­reits aus dem Schrei­ben des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 14. April 2022 und der mit ihm vor­ge­leg­ten An­la­ge BF-MS 65 nicht plau­si­bel ab­lei­ten lässt, dass es sich bei der be­sag­ten The­ra­pie um ein gleich wirk­sa­mes und we­ni­ger be­las­ten­des Mit­tel im Ver­gleich zur Schutz­imp­fung ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus han­delt. In dem Schrei­ben vom 14. April 2022 be­haup­tet der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. zwar, dass Dr. ... "mit dem aus An­la­ge BF-MS 65 er­sicht­li­chen Be­hand­lungs­pro­to­koll Tau­sen­de CO­VID-19-Pa­ti­en­ten er­folg­reich be­han­delt". Die An­la­ge selbst gibt dar­über in­des­sen kei­nen Auf­schluss, son­dern be­schränkt sich in ei­ner Be­schrei­bung der The­ra­pie, wo­bei in der Un­ter­la­ge zu­dem be­tont wird, dass die­ses Do­ku­ment nur zur In­for­ma­ti­on die­ne und kei­ne the­ra­peu­ti­sche An­wei­sung ent­hal­te. Es wird da­zu ge­ra­ten, bei ei­ner In­fek­ti­on mit dem Vi­rus "so­for­ti­ge me­di­zi­ni­sche Hil­fe" in An­spruch zu neh­men. Aus der Un­ter­la­ge er­schlie­ßt sich auch nicht, ob die The­ra­pie nur vor schwe­ren Ver­läu­fen oder auch ge­gen ei­ne In­fek­ti­on und ei­ne Über­tra­gung des Vi­rus schüt­zen soll. Vor die­sem Hin­ter­grund war der Se­nat nicht ver­pflich­tet, sich mit die­sem Vor­brin­gen aus­drück­lich zu be­fas­sen, das gar kei­ne sub­stan­ti­ier­te Aus­sa­ge zur Wirk­sam­keit des dar­ge­stell­ten The­ra­pie­an­sat­zes ent­hält und da­her auch nicht im An­satz den Schluss recht­fer­tigt, die­se The­ra­pie sei in ih­rer Wirk­sam­keit schul­me­di­zi­ni­schen The­ra­pi­en auch nur ver­gleich­bar. In­des­sen wä­re es Sa­che des An­trag­stel­lers ge­we­sen, auf ei­ne ent­spre­chen­de - sich hier aus Sicht des Se­nats nicht auf­drän­gen­de - Be­weis­auf­nah­me hin­zu­wir­ken, um sich das aus sei­nem Blick­win­kel er­for­der­li­che Ge­hör zu ver­schaf­fen.

62 (9) Der An­nah­me des Se­nats, das Ein­neh­men von Vit­amin D sei (im Ver­hält­nis zur Schutz­imp­fung ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus) kein gleich ge­eig­ne­tes Mit­tel (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 112), be­geg­net der An­trag­stel­ler er­folg­los mit dem Ein­wand, da­mit über­ge­he der Se­nat die mit Schrift­satz des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 14. April 2022 vor­ge­leg­ten Me­ta­stu­di­en, die ein­deu­tig das Ge­gen­teil be­wie­sen.

63 Die­se Rü­ge er­läu­ternd führt der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. aus, wenn der Se­nat mei­ne, aus ei­ge­ner Kraft ent­schei­den zu kön­nen, dass der Sach­ver­stän­di­ge Dr. Wich­mann mit sei­ner ab­wei­chen­den An­sicht recht ha­be, müs­se er in den Ent­schei­dungs­grün­den dar­le­gen, wo­her er die er­for­der­li­che ei­ge­ne Sach­kun­de neh­me. Es wür­den hier je­ne Maß­stä­be gel­ten, die der Bun­des­ge­richts­hof für den Fall ei­nes Kon­flikts zwi­schen Pri­vat- und Ge­richts­gut­ach­ter auf­ge­stellt ha­be (BGH, Be­schluss vom 5. No­vem­ber 2019 - VIII ZR 344/18 - MDR 2020, 114 m. w. N.). Ei­ne der­ar­ti­ge Dar­le­gung ei­ge­nen Sach­ver­stands su­che man in den Grün­den der hier an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung in­des ver­ge­bens. Ein Ge­hörs­ver­stoß lässt sich aus die­sem Vor­brin­gen nicht fol­gern.

64 Der Se­nat hat sich bei sei­ner Be­ur­tei­lung nicht auf sei­nen ei­ge­nen Sach­ver­stand, son­dern auf die Ex­per­ti­se des Ro­bert-Koch-In­sti­tuts so­wie des Sach­ver­stän­di­gen Dr. Wich­mann ge­stützt, der die­sem In­sti­tut an­ge­hört und dort als Lei­ter des Fach­ge­biets Impf­prä­ven­ti­on tä­tig ist; bei ihm konn­te da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass er über ei­nen hin­rei­chen­den Über­blick über al­le wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten an­der­wei­ti­gen Prä­ven­ti­ons- und The­ra­pie­mög­lich­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit der Ver­hü­tung und Be­kämp­fung der SARS-CoV-2-In­fek­ti­on be­sitzt. Auf die­se fach­li­chen Ein­schät­zun­gen konn­te sich der Dienst­herr - wor­auf der Se­nat in der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung hin­ge­wie­sen hat - ver­las­sen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 137). Der Se­nat konn­te die amt­li­chen Aus­künf­te als Be­weis­mit­tel ver­wer­ten; der Ein­ho­lung ei­nes wei­te­ren Gut­ach­tens be­durf­te es hier be­zo­gen auf die Fra­ge, ob das Ein­neh­men von Vit­amin D (im Ver­hält­nis zur Schutz­imp­fung ge­gen das SARS-CoV-2-Vi­rus) ein gleich ge­eig­ne­tes Mit­tel ist schon des­we­gen nicht, weil da­zu in der münd­li­chen Ver­hand­lung kein Be­weis­an­trag ge­stellt wor­den ist. Dies ist im Üb­ri­gen auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung des hier zu wür­di­gen­den Vor­tra­ges nicht er­for­der­lich, weil die An­hö­rungs­rü­ge des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. kei­nen sub­stan­ti­ier­ten Vor­trag ent­hält, der das Be­weis­er­geb­nis zu er­schüt­tern ver­mag (zu die­sem Maß­stab s. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 139 m. w. N.). Der blo­ße Ver­weis im Schrei­ben vom 14. April 2022 auf Me­ta­stu­di­en, die an­geb­lich "ein­deu­tig" das Ge­gen­teil be­wei­sen sol­len, ge­nügt in­so­weit je­den­falls nicht. Vor die­sem Hin­ter­grund hilft auch der Ver­weis auf die zi­tier­te Ent­schei­dung des Bun­des­ge­richts­hofs nicht wei­ter. So wä­re es auch hier dem An­trag­stel­ler und sei­nen Be­voll­mäch­tig­ten zur Ver­mei­dung des nun­mehr ge­rüg­ten Ge­hörs­ver­sto­ßes zu­zu­mu­ten ge­we­sen, ei­nen ent­spre­chen­den Be­weis­an­trag zu stel­len, zu­mal sich dem Se­nat ei­ne Be­weis­er­he­bung an­ge­sichts der be­schrie­be­nen Be­weis­la­ge nicht auf­drän­gen muss­te.

65 (10) Kei­ne Ge­hörs­ver­let­zung of­fen­ba­ren auch die Ein­wän­de des An­trag­stel­lers ge­gen die An­nah­men des Se­nats un­ter Rn. 120 und 121 des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses.

66 Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. be­an­stan­det, der Se­nat set­ze sich mit sei­ner An­nah­me, dass schwe­re Impf­kom­pli­ka­tio­nen ex­tre­me Aus­nah­me­fäl­le dar­stell­ten, über die 2,487 Mio. ICD-10-Co­die­run­gen hin­weg, die sich auf Impf­kom­pli­ka­tio­nen be­zö­gen und die al­lein für das Jahr 2021 von der Kas­sen­ärzt­li­chen Bun­des­ver­ei­ni­gung er­mit­telt wor­den sei­en; auf die­se An­ga­ben ha­be der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. so­wohl schrift­sätz­lich als auch in der Be­weis­auf­nah­me vom 6. Ju­li 2022 hin­ge­wie­sen. Zu­dem ver­weist der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. auf die von ihm im Ge­richts­ver­fah­ren vor­ge­leg­te An­la­ge BF-MS 66 mit ei­ner re­prä­sen­ta­ti­ven Aus­wahl aus über 1 250 Stu­di­en zu schwe­ren Impf­kom­pli­ka­tio­nen und dem da­mit ver­knüpf­ten Hin­weis auf die Brei­te des Ne­ben­wir­kungs­spek­trums. Dar­an knüpft er die Kri­tik, dass der Se­nat zur Stüt­ze sei­ner An­nah­me dem Vor­trag des An­trag­stel­lers hät­te nach­ge­hen müs­sen, um das wirk­li­che Aus­maß der Kom­pli­ka­tio­nen zu er­mit­teln. Auch die­ses Vor­brin­gen legt ei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ge­hörs­ver­let­zung nicht dar.

67 Der Se­nat hat be­reits in der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ihm in dem Ver­fah­ren u. a. zahl­rei­che Ein­zel­be­rich­te von Impf­ne­ben­wir­kun­gen, vor­ge­legt wor­den sind. Die­ses Vor­brin­gen gab je­doch kei­nen An­lass zu ei­ner von den amt­li­chen Aus­künf­ten ab­wei­chen­den Ein­schät­zung des Ri­si­kos von Impf­ne­ben­wir­kun­gen. Auf­ga­be die­ses Ge­richts­ver­fah­rens ist es nicht, Ein­zel­fäl­len nach­zu­ge­hen oder be­haup­te­te Impf­ne­ben­wir­kun­gen im Aus­land zu er­for­schen. Un­ter­su­chungs­ge­gen­stand die­ses Ver­fah­rens ist viel­mehr die Fra­ge, in wel­chem sta­tis­ti­schen Um­fang der Dienst­herr bei Ein­füh­rung und Bei­be­hal­tung der Dul­dungs­pflicht für Co­vid-19-Imp­fun­gen mit un­er­wünsch­ten Ne­ben­wir­kun­gen der zu­ge­las­se­nen und ins­be­son­de­re der von ihm ver­wen­de­ten Impf­stof­fe rech­nen muss­te. Ma­ß­geb­lich sind da­bei die bei der Ent­schei­dung des Dienst­herrn vor­han­de­nen wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se. Die in den Si­cher­heits­be­rich­ten des Paul-Ehr­lich-In­sti­tuts ver­öf­fent­lich­ten Zah­len sind nach wis­sen­schaft­li­chen Me­tho­den er­mit­telt wor­den und konn­ten als amt­li­che Aus­kunft über die­se Fra­ge vom Dienst­herrn ver­wer­tet und in das ge­richt­li­che Ver­fah­ren ein­ge­führt wer­den. De­ren sta­tis­ti­sche Rich­tig­keit wird durch Ein­zel­fall­be­rich­te und nicht-wis­sen­schaft­li­che Mei­nungs­äu­ße­run­gen nicht er­schüt­tert (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 169 f.). Auf die­se Er­wä­gun­gen, die auch für die Rü­ge des An­trag­stel­lers ge­gen die vom Se­nat auf­ge­zeig­te Mög­lich­keit ei­ner Imp­fung mit Nu­va­xo­vid (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 131) in den Blick zu neh­men ist, geht die An­hö­rungs­rü­ge nicht ein.

68 Die wei­te­ren Ein­wän­de ge­gen die Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter den Rn. 120 und 121 des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses be­dür­fen kei­ner nä­he­ren Er­ör­te­rung, da es sich in­so­weit um An­grif­fe ge­gen die Wür­di­gung des Se­nats oh­ne ei­nen er­kenn­ba­ren Be­zug zu ei­ner Ge­hörs­ver­let­zung han­delt. So­weit der An­trag­stel­ler auch in die­sem Kon­text auf Do­ku­men­te ver­weist, die erst nach der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung ent­stan­den bzw. vor­ge­legt wur­den, kann da­mit ei­ne Ge­hörs­rü­ge schon im An­satz nicht be­grün­det wer­den.

69 (11) Kei­nen Ge­hörs­ver­stoß ver­mag der An­trag­stel­ler mit Blick auf die Wür­di­gung der Ein­las­sun­gen des Sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. Bhak­di durch den Se­nat un­ter Rn. 156 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses auf­zu­zei­gen.

70 (a) Die un­ter Hin­weis auf den be­reits er­wähn­ten Be­schluss des Bun­des­ge­richts­hofs vom 5. No­vem­ber 2019 - VIII ZR 344/18 - (MDR 2020, 114) vor­ge­tra­ge­ne Kri­tik des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2., aus den Ent­schei­dungs­grün­den ge­he nicht her­vor, aus wel­chen Grün­den der Se­nat dem Ober­st­arzt Prof. Dr. Wöl­fel und nicht dem Sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. Bhak­di fol­ge und wo­her er sei­ne Sach­kun­de neh­me, igno­riert die ein­ge­hen­de Be­fas­sung des Se­nats mit den The­sen von Prof. Dr. Bhak­di (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 155 f.).

71 Mit die­sen Er­wä­gun­gen setzt sich der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. nicht aus­ein­an­der und un­ter­lässt es da­mit, die Mög­lich­keit ei­ner ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­let­zung - auch ge­mes­sen an den in dem zi­tier­ten Be­schluss des Bun­des­ge­richts­hofs auf­ge­stell­ten Maß­stä­ben - nach­voll­zieh­bar auf­zu­zei­gen.

72 (b) Eben­so we­nig auf ei­nen ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­stoß weist der von dem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. er­ho­be­ne Vor­wurf, der Se­nat ha­be sich nicht mit den in sei­nem Schrift­satz vom 3. Ju­ni 2022 ent­hal­te­nen Dar­le­gun­gen zu ei­nem nach­ge­wie­se­nen wis­sen­schaft­li­chen Fehl­ver­hal­ten des Ober­st­arz­tes Prof. Dr. Wöl­fel (s. dort S. 6 ff.) aus­ein­an­der­ge­setzt, mit de­nen des­sen Glaub­wür­dig­keit "nach­drück­lich er­schüt­tert" wor­den sei. Die­ser Aus­ein­an­der­set­zung be­durf­te es nicht.

73 Die Kri­tik des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. be­zieht sich auf die Er­wä­gung des Se­nats, nach der die Ver­öf­fent­li­chun­gen, auf die sich Prof. Dr. Bhak­di zum Be­leg sei­ner Ein­schät­zung be­zie­he, dass die ver­wen­de­ten Impf­stof­fe kei­ne Ver­bes­se­rung der Im­mun­ant­wort auf das SARS-CoV-2-Vi­rus ver­mit­tel­ten, nach den nach­voll­zieh­ba­ren und schlüs­si­gen Er­läu­te­run­gen von Ober­st­arzt Prof. Dr. Wöl­fel in der münd­li­chen Ver­hand­lung und im Schrift­satz vom 11. Mai 2022 die Be­haup­tun­gen stüt­zen­de Da­ten gar nicht ent­hiel­ten bzw. Prof. Dr. Bhak­dis Schluss­fol­ge­run­gen nicht trü­gen.

74 Die Glaub­haf­tig­keit von Ober­st­arzt Prof. Dr. Wöl­fel sieht der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. aus­weis­lich sei­nes Schrei­bens vom 3. Ju­ni 2022 im We­sent­li­chen durch die in ei­nem durch den Ober­st­arzt als Mit­au­tor ver­fass­ten Ar­ti­kel der Fach­zeit­schrift New Eng­land Jour­nal of Me­di­ci­ne ent­hal­te­ne Be­zug­nah­me des Ober­st­arz­tes auf den Fall ei­ner an­geb­lich nicht, tat­säch­lich aber doch un­ter Sym­pto­men des SARS-CoV-2-Vi­rus lei­den­den chi­ne­si­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen als Be­leg für die Mög­lich­keit ei­ner An­ste­ckung auch durch sym­ptom­lo­se Per­so­nen so­wie durch den Um­stand er­schüt­tert, dass der Ober­st­arzt PCR-Tests als hin­rei­chen­de In­fek­ti­ons­nach­wei­se er­ach­tet.

75 Aus Sicht des Se­nats fehlt es be­reits an ei­ner hin­rei­chen­den Grund­la­ge für die von dem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. ver­tre­te­ne An­nah­me. Die auf­ge­wor­fe­nen Zwei­fel ver­mö­gen an den von Ober­st­arzt Prof. Dr. Wöl­fel ge­rüg­ten und mit der An­hö­rungs­rü­ge be­zeich­nen­der­wei­se auch nicht er­ör­ter­ten De­fi­zi­ten nichts zu än­dern; sie ent­spre­chen auch dem Bild, das der Se­nat im Üb­ri­gen von der Über­zeu­gungs­kraft des Par­tei­sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. Bhak­di ge­won­nen hat (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 146, 148, 159, 160, 162, 172 bis 174). Dar­über hin­aus kann je­den­falls der von dem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. be­nann­te Um­stand aus Sicht des Se­nats kein wis­sen­schaft­li­ches Fehl­ver­hal­ten be­grün­den und da­mit we­der die per­sön­li­che In­te­gri­tät noch die fach­li­che Ex­per­ti­se von Ober­st­arzt Prof. Dr. Wöl­fel in Zwei­fel zie­hen.

76 (12) Zu kei­nem Er­folg führt die An­hö­rungs­rü­ge des An­trag­stel­lers, so­weit sie sich ge­gen die Er­wä­gun­gen des Se­nats zum Feh­len aus­rei­chen­der wis­sen­schaft­li­cher Be­le­ge für die wie­der­holt vor­ge­tra­ge­ne The­se des An­trag­stel­lers wen­det, die mRNA-Imp­fung be­wir­ke im mensch­li­chen Kör­per die Pro­duk­ti­on to­xi­scher Spike­pro­te­ine (s. da­zu BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 160). Der An­trag­stel­ler kri­ti­siert da­bei die in dem an­ge­foch­te­nen Be­schluss feh­len­de Aus­ein­an­der­set­zung mit der Stu­die des Me­di­zi­ners ..., die der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. auf Sei­te 25 des Schrift­sat­zes vom 1. Ju­li 2022 zi­tiert ha­be. Auf ei­ne Ge­hörs­ver­let­zung weist dies nicht. Auch hier ist - wie zu­vor in Ab­schnitt (10) – auf die Er­wä­gun­gen des Se­nats un­ter den Rn. 169 und 170 zu ver­wei­sen. Dass die von dem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. er­wähn­te Stu­die un­er­ör­tert ge­blie­ben ist, er­weist sich da­nach nicht als schäd­lich. Zu­dem ha­ben der An­trag­stel­ler und sei­ne Be­voll­mäch­tig­ten es un­ter­las­sen, zur Ver­mei­dung ei­nes Ge­hörs­ver­sto­ßes auf ei­ne ent­spre­chen­de Be­weis­er­he­bung durch Be­weis­an­trä­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung zu drin­gen.

77 (13) Die Kri­tik des An­trag­stel­lers an den Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter Rn. 163 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses zu den Gren­zen der Aus­sa­ge­kraft von Tier­ver­su­chen zu den Wir­kun­gen von Na­no­li­pi­den of­fen­bart kei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ge­hörs­ver­let­zung. So­weit der Be­voll­mäch­tig­te meint, der Se­nat hät­te in der Kon­se­quenz sei­ner Fest­stel­lung um­so nach­drück­li­cher dar­auf drin­gen müs­sen, dass kli­ni­sche Stu­di­en über die Wir­kung von Na­no­li­pi­den an Men­schen vor­ge­legt wer­den, und dies mit dem Hin­weis ver­bin­det, dass die frü­he­re Be­voll­mäch­tig­te R. "in den Schrift­sät­zen" dar­ge­legt ha­be, dass im Zu­las­sungs­ver­fah­ren jeg­li­che to­xi­ko­lo­gi­sche Prü­fung un­ter­blie­ben sei, legt er ei­nen ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Ge­hörs­ver­stoß nicht dar. Es wird nicht kon­kret dar­ge­tan, wel­cher Vor­trag der frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten R. zur Ge­fahr von Na­no­li­pi­den über­gan­gen wor­den ist. Es ist we­der er­kenn­bar, wel­che Ge­fah­ren von Na­no­li­pi­den to­xi­ko­lo­gi­sche Prü­fun­gen im Zu­las­sungs­ver­fah­ren hät­ten ent­de­cken kön­nen, noch ist in der münd­li­chen Ver­hand­lung for­mell ord­nungs­ge­mäß ein auf die Ein­ho­lung ei­nes to­xi­ko­lo­gi­schen Gut­ach­tens ge­rich­te­ter Be­weis­an­trag ge­stellt wor­den.

78 (14) Auch die mit der An­hö­rungs­rü­ge vor­ge­tra­ge­ne Ar­gu­men­ta­ti­on des An­trag­stel­lers ge­gen die Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter Rn. 178 des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses ver­fängt nicht. Aus ihr er­gibt sich kein ent­schei­dungs­er­heb­li­cher Ge­hörs­ver­stoß. Der An­trag­stel­ler be­an­stan­det, es feh­le jeg­li­che Dar­le­gung, war­um der er­ken­nen­de Se­nat die Ein­wän­de von Ober­st­arzt Prof. Dr. Dr. Stei­nes­tel durch den dies­sei­ti­gen Ge­gen­vor­trag nicht für aus­ge­räumt hal­te. Da­mit dringt der An­trag­stel­ler nicht durch.

79 Die Ein­wän­de des Ober­st­arz­tes Prof. Dr. Dr. Stei­nes­tel be­zie­hen sich auf die The­sen und Be­fun­de des Par­tei­sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. Burk­hardt im Zu­sam­men­hang mit Ob­duk­ti­ons­nach­wei­sen zu an­geb­lich 40 wei­te­ren Impf­t­o­ten. Der Se­nat hat hier­zu aus­ge­führt, die­se Er­kennt­nis­se sei­en nie ei­nem "peer-re­view" durch un­ab­hän­gi­ge Wis­sen­schaft­ler un­ter­zo­gen und auch nicht in ei­ner Form ver­öf­fent­licht wor­den, die ei­ne sol­che Kon­trol­le er­lau­be. Wie er in der münd­li­chen Ver­hand­lung ein­ge­räumt ha­be, be­ruh­ten sei­ne Er­geb­nis­se auf von ihm und ei­nem Kol­le­gen durch­ge­führ­ten Nach­un­ter­su­chun­gen von Pro­ben, die aus nicht von ih­nen selbst durch­ge­führ­ten Ob­duk­tio­nen stamm­ten. Da­mit sei­en sie - wie Ober­st­arzt Prof. Dr. Dr. Stei­nes­tel in der münd­li­chen Ver­hand­lung und im Schrift­satz des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Ver­tei­di­gung vom 11. Mai 2022 nach­voll­zieh­bar er­läu­tert ha­be - man­gels ei­nes Nach­wei­ses der Ein­hal­tung von Qua­li­täts­richt­li­ni­en von nur ein­ge­schränk­ter Aus­sa­ge­kraft. Hin­zu kom­me, dass nach der plau­si­blen Ein­schät­zung von Ober­st­arzt Prof. Dr. Dr. Stei­nes­tel für ei­ne Be­wer­tung der dar­ge­stell­ten Be­fun­de wei­te­re In­for­ma­tio­nen - ins­be­son­de­re ei­ne er­gän­zen­de Ana­mne­se der un­ter­such­ten To­des­fäl­le und ei­ne voll­stän­di­ge Dar­stel­lung der Me­tho­dik der durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen - er­for­der­lich wä­ren (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 177).

80 Der Se­nat war schon des­halb nicht ge­hal­ten, sich in dem an­ge­grif­fe­nen Be­schluss mit der auf den Sei­ten 10 bis 24 des Schrei­bens des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 3. Ju­ni 2022 dar­ge­stell­ten Kri­tik aus­drück­lich aus­ein­an­der­zu­set­zen, weil sie - eben­so wie der In­halt des Schrei­bens des Par­tei­sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. Burk­hardt vom 30. April 2022 - in kei­ner er­kenn­ba­ren Be­zie­hung zu den vom Se­nat un­ter Rn. 177 der an­ge­grif­fe­nen Ent­schei­dung ver­wer­te­ten Ein­wän­den des Ober­st­arz­tes Prof. Dr. Dr. Stei­nes­tel steht und da­mit auch kei­ne er­ör­te­rungs­fä­hi­gen Ge­gen­ar­gu­men­te ver­mit­telt.

81 (15) An­ders als der An­trag­stel­ler meint, wei­sen sei­ne Ein­wän­de ge­gen die Wür­di­gung des Se­nats un­ter den Rn. 233 und 236 der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung auf kei­ne ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ge­hörs­ver­let­zung. Der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. führt da­zu aus, ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Se­nats han­de­le es sich bei den in den EU zu­ge­las­se­nen "CO­VID-Impf­stof­fen" um ex­pe­ri­men­tel­le Sub­stan­zen. Das zei­ge sich nicht nur dar­an, dass et­li­che kli­ni­sche Prü­fun­gen im Zu­las­sungs­ver­fah­ren un­ter­blie­ben sei­en (To­xi­ko­lo­gie etc.), son­dern auch dar­an, dass nach wie vor kli­ni­sche Stu­di­en lie­fen, u. a. zur Do­sis­fin­dung. Dar­auf ha­be er auf Sei­te 6 sei­nes Schrift­sat­zes vom 14. April 2022 und auf Sei­te 10 sei­nes Schrift­sat­zes vom 3. Ju­ni 2022 hin­ge­wie­sen. Der Se­nat set­ze sich da­mit nicht aus­ein­an­der.

82 Ein Ge­hörs­ver­stoß legt die­ses Vor­brin­gen schon des­halb nicht na­he, weil - wie die von dem Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. in Be­zug ge­nom­me­nen wie auch die wei­te­ren, mit der An­hö­rungs­rü­ge nicht dis­ku­tier­ten Er­wä­gun­gen des Se­nats in die­sem Zu­sam­men­hang oh­ne Wei­te­res zei­gen - der in Be­zug ge­nom­me­ne schrift­sätz­li­che Vor­trag für die recht­li­che Wür­di­gung be­deu­tungs­los ist. Auch wenn die be­sag­ten kli­ni­schen Stu­di­en noch lau­fen soll­ten, än­dert dies nichts dar­an, dass die Auf­nah­me der Co­vid-19-Imp­fung in die Lis­te der dul­dungs­pflich­ti­gen Imp­fun­gen das Fol­ter­ver­bot des Art. 7 Abs. 2 des In­ter­na­tio­na­len Pak­tes über bür­ger­li­che und po­li­ti­sche Rech­te vom 19. De­zem­ber 1966 (BGBl. 1973 II S. 1533) nicht an­satz­wei­se zu be­rüh­ren ver­mag.

83 (16) So­weit sich der Be­voll­mäch­tig­te zu 2. ge­gen die Aus­füh­run­gen des Se­nats zum Mel­de­ver­hal­ten von Sol­da­ten im Fal­le von Impf­kom­pli­ka­tio­nen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 144), zu Char­gen­prü­fun­gen und Ge­fahr von Ver­un­rei­ni­gun­gen der Impf­stof­fe (s. BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 164 ff.), zur Dis­kus­si­on über die Aus­füh­run­gen des Par­tei­sach­ver­stän­di­gen Prof. Dr. Bhak­di und die Aus­füh­run­gen des Se­nats zur Be­deu­tung wis­sen­schaft­li­cher Mehr­heits­mei­nun­gen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 174), zur Wür­di­gung der The­sen und Be­fun­de des Pa­tho­lo­gen Prof. Dr. Burk­hardt (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 177), zur Er­fas­sung von Impf­kom­pli­ka­tio­nen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 183, 190), zur Be­deu­tung der un­ter­blie­be­nen Da­ten­über­mitt­lung der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gun­gen für die Aus­sa­ge­kraft der Be­rich­te des Paul-Ehr­lich-In­sti­tuts (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 184 ff.), und zur Ob­ser­ved-ver­sus-Ex­pec­ted-Ana­ly­se (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Ju­li 2022 - 1 WB 5.22 - ju­ris Rn. 189 ff.) wen­det, rich­tet sich der je­wei­li­ge Vor­trag al­lein ge­gen die in­halt­li­che Wür­di­gung der an­ge­spro­che­nen Fra­gen durch den Se­nat, oh­ne in­so­weit kon­kre­te Ge­hörs­ver­stö­ße auf­zu­zei­gen.

84 cc) Das Schrei­ben des frü­he­ren Be­voll­mäch­tig­ten zu 3. vom 12. De­zem­ber 2022 be­schränkt sich auf ei­ne ma­te­ri­ell-recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit Tei­len des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses, oh­ne dass hier­bei auch nur an­satz­wei­se ent­schei­dungs­er­heb­li­che Ge­hörs­ver­let­zun­gen auf­ge­zeigt wer­den. Ei­ner nä­he­ren Er­ör­te­rung die­ser Aus­füh­run­gen be­darf es des­halb nicht.

85 dd) Der nach Ab­lauf der Rü­ge­frist des § 23a Abs. 3 WBO i. V. m. § 152a Abs. 2 Satz 1 Vw­GO (spä­tes­tens) am 19. De­zem­ber 2022 und da­mit ver­spä­tet un­ter­brei­te­te Vor­trag in den Schrift­sät­zen des Be­voll­mäch­tig­ten zu 1. vom 3. Ja­nu­ar 2023, 5. Ja­nu­ar 2023, 10. Ja­nu­ar 2023, 20. Ja­nu­ar 2023, 30. Ja­nu­ar 2023, 1. März 2023, 13. März 2023, 17. März 2023, 18. April 2023, 22. April 2023, 10. Mai 2023, 29. Mai 2023, 2. Ju­ni 2023, 5. Ju­ni 2023 und vom 9. Ju­ni 2023 ist, so­weit er sich nicht nur auf er­läu­tern­de, er­gän­zen­de oder ver­voll­stän­di­gen­de Be­mer­kun­gen be­schränkt, un­be­acht­lich (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 2. Sep­tem­ber 2019 - 8 B 19.19 - ju­ris Rn. 10; BFH, Be­schluss vom 5. Ok­to­ber 2010 - IX S 7/10 - ju­ris Rn. 6; BGH, Be­schluss vom 15. Ju­li 2010 - I ZR 160/07 - ju­ris Rn. 16 f.). Die üb­ri­gen Be­mer­kun­gen recht­fer­ti­gen die An­nah­me ei­nes Ge­hörs­ver­sto­ßes nicht, weil sie sich wie­der­um al­lein ge­gen die Wür­di­gung des Se­nats rich­ten und zu­dem in wei­ten Tei­len auf Er­kennt­nis­sen grün­den, die nach Ver­kün­dung des an­ge­grif­fe­nen Be­schlus­ses ver­öf­fent­licht bzw. von dem An­trag­stel­ler vor­ge­tra­gen wor­den sind. Die An­hö­rungs­rü­ge ist je­den­falls kein In­stru­ment, neu­en Vor­trag in das Ver­fah­ren ein­zu­brin­gen und die Nach­ho­lung ei­ner Be­weis­er­he­bung durch­zu­set­zen, die im vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­fah­ren nicht be­an­tragt und nach der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts auch nicht er­for­der­lich war, weil die zu er­mit­teln­den Tat­sa­chen nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich sind (s. BVer­wG, Be­schluss vom 2. März 2021 - 1 WB 1.21 - ju­ris Rn. 20).

86 ee) Auch ei­ner Wür­di­gung des Schrei­bens des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 1. Fe­bru­ar 2023 be­darf es nicht; dort wird aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der In­halt die­ses Schrift­sat­zes für die An­hö­rungs­rü­ge oh­ne Re­le­vanz sei (vgl. S. 12). Aus Sicht des Se­nats trifft die­ser Be­fund zu. Ent­spre­chen­des gilt für die Schrei­ben des Be­voll­mäch­tig­ten zu 2. vom 3. April 2023 und vom 2. Ju­ni 2023, die sich im We­sent­li­chen auf die Dar­le­gung neue­rer Er­kennt­nis­se be­schrän­ken, die dem Se­nat - so­weit er­sicht­lich - bei der Be­schluss­fas­sung nicht vor­ge­le­gen ha­ben oder be­kannt wa­ren.

87 3. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 23a Abs. 2 Satz 1 WBO i. V. m. § 154 Abs. 2 Vw­GO.

88 4. Die­ser Be­schluss ist ge­mäß § 23a Abs. 3 WBO i. V. m. § 152a Abs. 4 Satz 3 Vw­GO un­an­fecht­bar.