Beschluss vom 27.03.2009 -
BVerwG 8 B 74.08ECLI:DE:BVerwG:2009:270309B8B74.08.0

Beschluss

BVerwG 8 B 74.08

  • VG Dresden - 08.04.2008 - AZ: VG 7 K 1911/06

In der Verwaltungsstreitsache hat der 8. Senat des Bundesverwaltungsgerichts
am 27. März 2009
durch den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht Gödel,
den Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. Pagenkopf und
die Richterin am Bundesverwaltungsgericht Dr. Hauser
beschlossen:

  1. Das auf Grund mündlicher Verhandlung vom 8. April 2008 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts Dresden wird aufgehoben.
  2. Die Sache wird zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das Verwaltungsgericht zurückverwiesen.
  3. Die Entscheidung über die Kosten des Verfahrens bleibt der Schlussentscheidung vorbehalten.
  4. Der Wert des Streitgegenstandes wird für das Beschwerdeverfahren auf 50 000 € festgesetzt.

Gründe

1 Die Beschwerde der Klägerin ist mit dem Ergebnis der Zurückverweisung der Sache gemäß § 133 Abs. 6 VwGO begründet. Zwar greifen die von der Klägerin erhobenen Grundsatz- und Divergenzrügen (§ 132 Abs. 2 Nr. 1 und 2 VwGO) nicht durch. Die gemäß § 132 Abs. 2 Nr. 3 VwGO erhobene Verfahrensrüge hat jedoch Erfolg.

2 1. Eine grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache (§ 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO) liegt nicht vor. Grundsätzlich bedeutsam im Sinne dieser Norm ist eine Rechtssache nur dann, wenn im angestrebten Revisionsverfahren die Klärung einer bisher höchstrichterlich ungeklärten, klärungsbedürftigen abstrakten Rechtsfrage fallübergreifenden Gewichts zu erwarten ist. Bei keiner der beiden von der Klägerin aufgeworfenen Fragen ist das der Fall. Sinngemäß stellt die Beschwerde die Frage, ob ein Schädigungstatbestand gemäß § 1 Abs. 1 Buchst. c VermG in Bezug auf ein Unternehmen dadurch erfüllt werden kann, dass das Unternehmen durch den staatlich eingesetzten Treuhänder weiterbetrieben wird und am Ende dermaßen herabgewirtschaftet ist, dass es keinerlei Wert mehr hat. Diese schon sehr vom Einzelfall geprägte Fragestellung lässt sich ohne Weiteres durch einen Hinweis auf die umfangreiche Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur Auslegung des § 1 Abs. 1 Buchst. c VermG klären. So hat etwa das Bundesverwaltungsgericht (Beschluss vom 4. August 2000 - BVerwG 7 B 43.00 - Buchholz 428 § 1 Abs. 1 VermG Nr. 10) ausgeführt:
„Das Vermögensgesetz kennt zwei Arten von Schädigungsmaßnahmen (§ 2 Abs. 4 VermG): Maßnahmen, die zur vollständigen Entziehung eines Vermögenswertes durch Verlust der betreffenden Rechtsposition führten (§ 1 Abs. 1 bis Abs. 3 VermG), und Maßnahmen der staatlichen Verwaltung, die dem Rechtsinhaber zwar nicht den Vermögenswert selbst, wohl aber bestimmte damit verbundene Rechte und Befugnisse entzogen (vgl. § 1 Abs. 4 VermG). ... Die Anordnung der vorläufigen Verwaltung nach § 6 der Verordnung vom 17. Juli 1952 gehört hingegen zu den Fällen staatlicher Verwaltung im Sinne des § 1 Abs. 4 VermG ... In beiden Fällen sieht das Gesetz als Wiedergutmachung grundsätzlich die Wiedereinsetzung des Berechtigten oder seines Rechtsnachfolgers in die zum Zeitpunkt der Schädigung bestehende Rechtsposition vor. ... Die vom Gesetz vorgesehene Wiedergutmachung durch Aufhebung der staatlichen Verwaltung (§ 11 Abs. 1 Satz 1, § 11a Abs. 1 Satz 1 VermG) ist allerdings dann nicht mehr möglich, wenn die staatliche Verwaltung durch eine nachfolgende Enteignung überholt wird. Der dadurch bewirkte vollständige Entzug der Rechtsposition ist nur dann nach dem Vermögensgesetz wieder gutzumachen, wenn die Enteignung ihrerseits einen Schädigungstatbestand des § 1 VermG erfüllt, also insbesondere eine entschädigungslose Enteignung im Sinne des § 1 Abs. 1 Buchst. a VermG darstellt oder gegen eine geringere Entschädigung ausgesprochen wurde, als sie Bürgern der früheren Deutschen Demokratischen Republik zustand (§ 1 Abs. 1 Buchst. b VermG) oder auf unlauterer Machenschaft beruhte (§ 1 Abs. 3 VermG). Ist die Enteignung hingegen nicht als Schädigungsmaßnahme im Sinne des § 1 VermG zu qualifizieren, bleibt es bei der durch sie geschaffenen Rechtslage. ... Das Gesetz sieht die Veräußerung eines Vermögenswertes durch den staatlichen Verwalter deshalb als eine zur Restitution führende Schädigungsmaßnahme an, weil durch eine solche Veräußerung das mit der Anordnung der staatlichen Verwaltung begonnene Unrecht fortgesetzt und vertieft wurde, und zwar dergestalt, dass über den bisherigen Entzug der Verfügungs-, Nutzungs- und Verwaltungsbefugnisse des Eigentümers hinaus auch das Eigentum an dem Vermögenswert selbst entzogen wurde. Wurde der unter staatlicher Verwaltung stehende Vermögenswert hingegen später dem Eigentümer durch eine Enteignung endgültig entzogen, liegt in dieser Enteignung, wenn sie nicht für sich genommen einen der Schädigungstatbestände erfüllt, keine Fortsetzung des Unrechts, das mit der Anordnung der staatlichen Verwaltung begonnen wurde. ... Wie erwähnt, sieht das Gesetz die Veräußerung eines Vermögenswertes durch den staatlichen Verwalter deshalb als eine zur Restitution führende Schädigungsmaßnahme an, weil durch eine solche Veräußerung das Unrecht fortgesetzt und vertieft wurde, das mit der Anordnung der staatlichen Verwaltung begonnen hatte. Vor diesem Hintergrund setzt der Begriff der ‚Veräußerung’ in § 1 Abs. 1 Buchst. c VermG ein eigenständiges Handeln des staatlichen Verwalters voraus, das auf den Entzug des Eigentums an dem Vermögenswert gerichtet gewesen sein muss. Der staatliche Verwalter muss sich gewissermaßen des Eigentums bemächtigt haben, um es an einen Dritten zu übertragen.“

3 Eine bloße, mit einer Betriebseinstellung verbundene Liquidation eines nach dem Akteninhalt im Übrigen maroden Unternehmens (vgl. den vom Rat des Bezirkes Dresden mitgezeichneten Bericht des VEB Hostaglas vom 19. Februar 1965 <Bl. 733 Beiakte VI>) unter Belassung der vorhandenen Betriebsgrundstücke bei dem staatlichen Verwalter stellt ersichtlich keine derartige Veräußerung dar.

4 Auch die weitere aufgeworfene Frage, ob ein Landesamt, das ein Verfahren gemäß § 25 Abs. 1 Satz 3 VermG an sich zieht, im Rahmen dieses angezogenen Verfahrens überhaupt die gesetzlichen Regelungen der Unternehmensrestitution anwenden darf, ist nicht klärungsbedürftig im obigen Sinne, da es sich um einen typischen Einzelfall handelt. Im Übrigen hat das Bundesverwaltungsgericht im Urteil vom 20. Dezember 1999 - BVerwG 7 C 42.98 - (Buchholz 316 § 48 VwVfG Nr. 97) Grundsätze über die sachliche Zuständigkeit der Behörden, die im Rahmen des Vermögensgesetzes tätig werden, und zur Abgrenzung der Aufgabenbereiche der Ämter und Landesämter zur Regelung offener Vermögensfragen aufgestellt. Eine nähere Auseinandersetzung mit dieser grundlegenden Entscheidung ist schon in der Beschwerdeschrift zu vermissen, so dass die Grundsatzrüge insoweit nicht hinreichend dargelegt worden ist.

5 2. Auch die von der Klägerin erhobene Divergenzrüge gemäß § 132 Abs. 2 Nr. 2 VwGO greift nicht durch. Eine die Revision eröffnende Divergenz ist nur dann gegeben, wenn die Vorinstanz in Bezug auf einen inhaltlich bestimmten entscheidungserheblichen Rechtssatz abgewichen ist. Die Beschwerde muss darlegen, mit welchem das angefochtene Urteil unmittelbar tragenden abstrakten Rechtssatz zu eben einen solchen Rechtssatz in der genannten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts das Verwaltungsgericht abgewichen sein soll. Das ist bei der von der Beschwerde angeführten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, Urteil vom 30. Juni 1994 - BVerwG 7 C 24.93 - nicht der Fall. Die vom Verwaltungsgericht gewählte Formulierung, das Unternehmen des Rechtsvorgängers der Beigeladenen sei durch den staatlichen Verwalter liquidiert und damit im Sinne des § 1 Abs. 1 Buchst. c VermG geschädigt worden, stellt vielmehr einen Subsumtionsschritt dar, der dann falsch sein dürfte, wenn mit einer Liquidation nicht die Veräußerung des Unternehmens gemeint sein sollte. Aus der nachfolgenden Formulierung im verwaltungsgerichtlichen Urteil, dass wesentliche Teile des vormaligen Unternehmens veräußert worden seien, folgt, dass das Verwaltungsgericht nicht von der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts abweichen wollte.

6 Mit der auf Seite 9 der Beschwerdeschrift angesprochenen Formulierung „der hier zur Entscheidung stehende Fall weicht von dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 18.01.1996, BVerwG 7 C 45.94 , insoweit ab, als zwar auch dort zunächst ein staatlicher Verwalter eingesetzt wurde, anschließend verkaufte dieser Verwalter das Betriebsgrundstück jedoch, nachdem zuvor der Geschäftsbetrieb eingestellt worden war“, wird schon keine Rechtssatzdivergenz im Sinne des § 132 Abs. 2 Nr. 2 VwGO, sondern nur eine Abweichung in der tatsächlichen Fallkonstellation geltend gemacht.

7 3. Die Beschwerde ist aber deswegen begründet, weil das Verwaltungsgericht - wie die Beschwerde zutreffend rügt - gegen den Überzeugungsgrundsatz gemäß § 108 Abs. 1 Satz 1 VwGO verstoßen hat. Das Verwaltungsgericht hat entscheidungserhebliche Teile des Akteninhalts in mehrfacher Hinsicht nicht gewürdigt. Zum einen hat es den notariellen Abtretungsvertrag vom 8. September 1994 weder im Tatbestand noch in den Entscheidungsgründen gewürdigt. In diesem Vertrag trat die Ehefrau und Alleinerbin des Max H. die Rückübertragungsansprüche an die gemeinsamen Kinder, die beiden Beigeladenen ab. Die Abtretung erfolgte ausweislich der Abtretungsurkunde zu gleichen Bruchteilen. Gleichwohl ist von dem Beigeladenen zu 2 ein Antrag auf Entschädigung gestellt worden, während das von der Beigeladenen zu 1 nicht geschah. Die rechtlichen Konsequenzen für das nach § 8 VermG bestehende Wahlrecht zwischen dem Anspruch auf Rückübertragung und einen Anspruch auf Entschädigung hat das Verwaltungsgericht demnach nicht in den Blick genommen.

8 Weiterhin ist das Verwaltungsgericht am Inhalt der vorliegenden Verwaltungsakten vorbei davon ausgegangen, dass der staatliche Verwalter den Vermögenswert an Dritte veräußert hat (§ 1 Abs. 1 Buchst. c VermG). Dies wird vom Verwaltungsgericht damit belegt, dass „nach den vorliegenden Unterlagen der Betrieb endgültig (zum 31.12.1964) eingestellt, wesentliche Teile des vormaligen Unternehmens veräußert und seine Produktion durch den die Verwaltung ausgeübt habenden VEB übernommen“ worden seien (UA S. 5). Das Verwaltungsgericht hat dabei übersehen, dass nach der Aktenlage das ursprüngliche Unternehmen nach wie vor im Handelsregister eingetragen ist und dass nach dem Inhalt des o.g. Abschlussberichts des VEB Hostaglas vom 19. Februar 1965 eben noch keine Liquidation oder gar eine Veräußerung des Betriebes eingetreten war, wie aus der Formulierung „nach unserer Auffassung sollte die Firma überhaupt liquidiert werden. Den Antrag dazu hat nach dem Gesetz der Treuhänder zu stellen“ (Bl. 735 Beiakte VI) hervorgeht. Für das Vorhandensein eines solchen Antrages findet sich im vorgelegten Aktenmaterial nichts.
Auf Blatt 733 Beiakte VI heißt es weiterhin aus dem o.g. Bericht vom 19. Februar 1965: „Hostaglas hat eine neue Verzinkerei mit einer viel größeren Kapazität am 1.1.1965 eingeweiht. Die Produktion bei der Firma H. wurde somit nicht eingestellt, sondern nur verlagert.“ Zum Betrieb H. heißt es: „Aus gesundheitlichen, sozialen und technischen Gründen war ohnehin eine weitere Produktion in dieser Ruine undenkbar“ (Bl. 733 Beiakte VI).

9 Auch die Formulierung im verwaltungsgerichtlichen Urteil, dass wesentliche Teile des vormaligen Unternehmens veräußert worden seien (UA S. 5), findet nach dem Inhalt der vorgelegten Verwaltungsvorgänge keine Stütze. Es finden sich dort keine Verkaufsbelege. Vielmehr lässt sich aus dem o.g. Abschlussbericht des VEB Hostaglas vom 19. Februar 1965 entnehmen, dass der Verkauf oder die Verschrottung einzelner Teile des offenbar heruntergewirtschafteten Unternehmens noch laufen. Aus dem Schreiben des Staatlichen Vermittlungskontors für Maschinenmaterialreserven, Zweigkontor Halle, vom 9. November 1964 (Bl. 736 Beiakte VI), aber auch aus dem Schreiben des Staatlichen Vermittlungskontors für Materialwesen, Zweigkontor Dresden A 1, vom 23. Januar 1965 (ebenfalls Bl. 736 Beiakte VI) geht hervor, dass für etliche Positionen eine völlige Abschreibung vorgenommen wurde, weil eine andere Verwendung der noch vorgefundenen Betriebsgegenstände wegen ihres Alters und wegen ihres schlechten Zustandes nicht mehr möglich war („Alle in der einliegenden Liste aufgeführten Umlaufmittel sind vollkommen verbraucht und nicht mehr absatzfähig“ <Bl. 736 Beiakte VI>). Ebenso findet sich am Ende der Angebotsliste von Anlagegegenständen die Feststellung: „Vorstehende Gegenstände weisen in keinem Falle einen Nettowert aus“ (Bl. 742 Beiakte VI). Dementsprechend sind auch die streitbefangenen Grundstücke nicht vom Verwalter an Dritte nach der Übernahme des ursprünglichen Betriebes durch den VEB Hostaglas übereignet worden.

10 Angesichts des damit vorliegenden Verstoßes gegen § 108 Abs. 1 VwGO in mehrfacher Hinsicht kann damit offen bleiben, ob im Übrigen auch die Aufklärungsrügen der Beschwerde durchgreifen.

11 Der Senat macht daher im Interesse der Beschleunigung des Verfahrens von der Möglichkeit des § 133 Abs. 6 VwGO Gebrauch und hebt das angefochtene Urteil ohne vorherige Zulassung der Revision auf und verweist den Rechtsstreit zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an das Verwaltungsgericht zurück.

12 Die Streitwertfestsetzung beruht auf §§ 47, 52 GKG.

Beschluss vom 01.09.2011 -
BVerwG 8 KSt 3.11ECLI:DE:BVerwG:2011:010911B8KSt3.11.0

  • Zitiervorschlag

    BVerwG, Beschluss vom 01.09.2011 - 8 KSt 3.11 - [ECLI:DE:BVerwG:2011:010911B8KSt3.11.0]

Beschluss

BVerwG 8 KSt 3.11

  • VG Dresden - 08.04.2008 - AZ: VG 7 K 1911/06

In der Verwaltungsstreitsache hat der 8. Senat des Bundesverwaltungsgerichts
am 1. September 2011
durch den Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht
Prof. Dr. Dr. h.c. Rennert,
den Richter am Bundesverwaltungsgericht Dr. Deiseroth und
die Richterin am Bundesverwaltungsgericht Dr. Hauser
beschlossen:

Der Wert des Streitgegenstandes wird in Abänderung des Beschlusses des Bundesverwaltungsgerichts vom 27. März 2009 für das Beschwerdeverfahren und in Abänderung des Streitwertbeschlusses des Verwaltungsgerichts Dresden vom 8. April 2008 für das Klageverfahren auf jeweils 377 537,92 € (entspricht 738 400 DM) festgesetzt.

Gründe

1 Der Antrag auf Berichtigung des Streitwerts ist nicht statthaft. Das Bundesverwaltungsgericht hat über den Streitwert in seinem Beschluss vom 27. März 2009 (BVerwG 8 B 74.08) entschieden. Gegen Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts sind Beschwerden nicht statthaft.

2 Das Gericht kann jedoch auf Anregung des Bevollmächtigten der Klägerin den Streitwert ändern. Gemäß § 63 Abs. 3 Satz 2 GKG ist dies innerhalb von sechs Monaten zulässig, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat. Diese Frist war zum Zeitpunkt des Eingangs des Antrags (Schriftsatz vom 21. Juli 2011) beim Bundesverwaltungsgericht noch nicht abgelaufen. Ausweislich der vorliegenden Gerichtsakten des Verwaltungsgerichts Dresden ist das Verfahren noch nicht rechtskräftig abgeschlossen.

3 Der Streitwert ist grundsätzlich nach der sich aus dem Antrag des Klägers für ihn ergebenden Bedeutung der Sache nach Ermessen zu bestimmen. In Rechtsmittelverfahren ist der Streitwert nach § 47 Abs. 2 GKG durch den Wert des Streitgegenstandes des ersten Rechtszuges begrenzt, soweit die vom erstinstanzlichen Gericht getroffene Festsetzung nicht gemäß § 63 Abs. 3 GKG im Rechtsmittelverfahren von Amts wegen geändert wird. Der Senat sieht sich zu einer Änderung der durch das Verwaltungsgericht erfolgten und auf § 52 Abs. 1 GKG unter Berücksichtigung von Nr. 48.1.1 des Streitwertkatalogs für die Verwaltungsgerichtsbarkeit (Fassung 7/2004 - NVwZ 2004, 1327) gestützten Streitwertbemessung aus folgenden Gesichtspunkten veranlasst:
Streitgegenstand des Klageverfahrens vor dem Verwaltungsgericht Dresden war der Bescheid des Sächsischen Landesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen vom 28. August 2006, dessen Aufhebung die Klägerin begehrte. Darin wurde unter anderem festgestellt, dass die Beigeladenen zu 1 und 2 hinsichtlich des unter dem Namen … H. - Schlosserei betriebenen Unternehmens Berechtigte sind. Ferner wurde festgestellt, dass die Beigeladenen infolge der Veräußerung des ehemaligen Grundstücks R.straße … (Flurstück …) nach dem Investitionsvorranggesetz entsprechend dem Investitionsvorrangbescheid vom 6. Juni 1994 die Zahlung eines Geldbetrages in Höhe aller auf den von den Beigeladenen zu beanspruchenden Vermögenswert, ehemals R.straße …, Flurstück …, entfallenden Geldleistungen - mindestens jedoch den Verkehrswert aus den investiven Verträgen vom 13. Januar 1995 und 25. Januar 1996 von der Landeshauptstadt Dresden zur gesamten Hand, abzüglich gegebenenfalls zu berücksichtigender Schulden, verlangen können (vgl. Nr. 10 des streitgegenständlichen Bescheides). Des Weiteren wurde festgestellt, dass den Antragstellern für den Verlust des unter dem Namen … H. - Schlosserei betriebenen Unternehmens ein Entschädigungsanspruch dem Grunde nach zusteht.

4 Der Streitwert ist bei Ansprüchen auf Rückübertragung des Eigentums an Grundstücken bzw. auf Erlösauskehr nach dem Verkehrswert bzw. dem erzielten Erlös zu bestimmen (vgl. Streitwertkatalog Nr. 48.1.1 bzw. 48.1.3). Nach einer Mitteilung der Landeshauptstadt Dresden vom 29. März 2011 ist das Grundstück R.straße …, Flurstück …, durch das Liegenschaftsamt der Landeshauptstadt Dresden mit Kaufvertrag vom 21. Februar 1995 zu einem Kaufpreis von insgesamt 738 400 DM (800 m² x 923 DM/m²) verkauft worden. Das Verwaltungsgericht hat im Hinblick darauf, dass der genaue Betrag des im Streit stehenden Erlöses noch nicht klar sei, den Streitwert frei geschätzt und einen Abschlag für den Umstand einbezogen, dass hier lediglich dem Grunde nach ein Streit bestehe. Diese Einschätzung war nicht zutreffend. Auch wenn der Bevollmächtigte des Klägers weder im Klageverfahren noch im Verfahren auf Nichtzulassung der Revision gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Angaben zum Verkehrswert gemacht hat, folgt der Senat nicht der erstinstanzlichen Festsetzung des Verwaltungsgerichts, weil der Verkaufserlös ohne Weiteres durch Rückfrage bei der Klägerin hätte aufgeklärt werden können. Hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass von dem Verkaufserlös berücksichtigungsfähige Schulden in Abzug zu bringen sind, bestehen nicht (vgl. Bescheid vom 28. August 2006, S. 20, und Schriftsatz des Beschwerdegegners vom 3. August 2011).